Flüchtlinge, Fonds, Finanzen

07. Apr 2018

Frühjahrssynode tagte in Halberstadt

Ganz im Zeichen der Inforamtion zur Arbeit mit geflüchteten Menschen stand die Frühjahrssynode des Kirchenkreises Halberstadt.

Nach dem vielfältigen Engagement im Ankunftsjahr der vielen Geflüchteten im Jahr 2015 konnten sich die Synodalen nun ein Bild über die Entwicklung machen.

Eindrucksvoll berichteten ehrenamtlich Engagierte aus Kroppenstedt von Chancen, Grenzen, vor allem aber jeder Menge menschlich und kulturell bereichernder Erfahrungen. Nach erster Skepsis hätte sich der ganze Ort für die Familien stark gemacht.

Stefanie Mürbe vom Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt und Petra Albert als Migrationsbeauftragte der mitteldeutschen Kirche berichteten eindrücklich von den Voraussetzungen gelingender Integration. Misslich sei unter anderem das Fehlen von einheitlichen Standards bei der Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. Hier dürfe Kirche nicht müde werden, auf Mängel hinzuweisen. Auch das viel diskutierte Thema "Familiennachzug" wurde angeschnitten. Dabei wurde deutlich wie eng die Rahmenbedingungen gesteckt sind. Weitere Informationen gibt es hier: www.fluechtlingsrat-lsa.de; www.oekumenezentrum-ekm.de.

Die Synode dankte dem Leiter des Kreiskirchenamtes für die übersichtliche Darstellung der kreiskirchlichen Fonds und deren finanzieller Ausstattung. Neben den vorgeschriebenen Fonds stellt der Kirchenkreis Halberstadt Mittel für Kindertagesstätten, barrierearme Zugänge zu Gebäuden, übergemeindliche Zusammenarbeit sowie das Engagement mit geflüchteten Menschen zur Verfügung.

In ihrem letzten Bericht (Auszug siehe unten) plädierte Superintendentin Angelika Zädow für ein konsequentes Einmischen der Kirche zu Fragen des gesellschaftlichen Lebens: "Kirche darf nicht müde werden, sich einzumischen, Fragen zu stellen und unbequem zu sein, wenn es um Fragen von Klima, Natur, Bildungsgerechtigkeit, sozialem Miteinander, Barmherzigkeit und Nächstenliebe geht. Wo sie das nicht tut, hört sie auf, Kirche Jesu zu sein."

Präses Hans-Jörg Bauer bedankte sich bei allen Referenten und Mitwirkenden herzlich für alle Vorbereitungen.


Auszug aus dem Bericht zur Frühjahrssynode Halberstadt am 7.4. 2018 (Superintendentin Angelika Zädow), es gilt das gesprochene Wort

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,17)

1. Wie alles begann
Die erste Zeit war geprägt vom Kennenlernen der Gemeinden, Konvente, Einrichtungen, Gepflogenheiten, Gewohnheiten, Besonderheiten, Herausforderungen.
Gleich zu Beginn der erste angesäuerte Anruf eines GKR-Vorsitzenden nach dem Bericht zur Einweihung der Volksbankfiliale in HBS. Inzwischen verstehen wir uns gut.
Im Herbst folgte dann die vermutlich erste und einzige dienstliche Kutschfahrt durch Wegeleben zum Erntedankfest.
Auch einen gefühlt meterlangen Nagel hatte ich bis zur Fertigstellung des Gemeindezentrums in Großalsleben noch nie eingeschlagen. Zum Glück wusste ich noch nicht, dass der eingerüstete Kirchturm Eilenstedt viel höher und wackliger werden würde und der wiederum nichts gegen den Turm des Halberstädter Doms bei Windstärke 8 ist.

Überhaupt Bau: die Suptur war ja nichts als ein entkerntes Gebäude. Dafür bereits schön geplant, auch wenn ich noch die ratlosen Gesichter der Supturinsassen vor mir sehe, als der Architekt uns aufforderte, schon mal die Farben für Wände und Boden auszusuchen – als gelernter Westbürger der 60/70er Jahre kannte ich nur weiß.
Als der Umzug geschafft war, waren wir dann Ende 2011 wirklich arbeitsfähig. Und dann konnte endlich der nächste Bauabschnitt starten. Bis zum Einzug des KKA wurde es dann 2012.

Die erste Konventsfahrt 2009 wurde dazu genutzt, die Neue ausgiebtig zu prüfen, aber leider leider - auch die 8 Jahre haben nichts genützt. Die Schuhnummern der Mitarbeitenden kann ich immer noch nicht zuordnen.
Bereits damals hatte der Konvent besprochen, Perspektivwechsel in der Jugendarbeit zu versuchen: die damals begonnene churchnight ist inzwischen ein fester und beliebter Bestandteil der Arbeit.

2. Projekte
Ausstellungen
Fünfmal öffnete die Suptur ihre Pforten für kleine Ausstellungen, darunter waren die Werke von Martin Leonhard, Tonfiguren von Ilse-Marie Vogel, Bilder von Klaus Walther sowie Gestaltungen von sinnesbehinderten Menschen im Ceci.

Besuchsreisen
Diakonische Einrichtungen
Unterkünfte und Projekte mit geflüchteten Menschen
Schulen

Bau:
Eine beeindruckende Liste entstand zur Nachfrage nach dem Umgang mit Pfarr- bzw. Gemeindehäusern.
Dazu hat ganz wesentlich die vom Bauausschuss maßgeblich vorbereitete Bausynode im Jahr 2015 beigetragen.
In den Jahren 2013/2014 wurden 14 Objekte verkauft, von 2015 bis jetzt 28 Gebäude. Hinzu kommen 14 Objekte, die in der Vermarktung sind bzw. bei denen die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss stehen. Vier Kirchen wurden abgegeben oder umgenutzt:
Kirchen: Gröningen - Schulkirche
Liebfrauen WR – Kulturkirche
Johannis QLB - Archivkirche - Geschichten der Gemeinde
Deersheim – Materialkirche - Geschichte des Bauens

Viele Gemeinden haben sich dabei auf den Perspektivwechsel in der Fragestellung eingelassen. Stand lange als erstes das Gebäude im Mittelpunkt der Überlegungen, wird mehr und mehr nach den Menschen und Gemeinden und deren Bedürfnissen gefragt.

Diakonische Festwoche
Zusammen mit den anderen Diakonischen Partnern ist die diakonische Festwoche inzwischen eine Institution. Angefangen von der schlichten Vorstellung der Einrichtungen, gibt Diakonie inzwischen Impulse in die Region, ob bei der Berufsfindungsmesse, durch den Laden mittendrin in Halberstadt oder auch durch die Eröffnung eines interreligiösen Gesprächsraumes zum Thema Nächstenliebe.
In diesen Zusammenhang gehört auch der in den Jahren 2012-2014 ausgelobte Diakoniewettbewerb, der Gemeinden ermutigt, genauer auf ihre diakonische Ausrichtung zu schauen.

Was nicht gelungen ist
a) Friedenspreis:
Natürlich gibt es auch Dinge, die nicht gelungen sind. Ausgehend von der Geschichte des Friedensfestes, sollte in Kooperation mit den ökumenischen Partnern ein Friedenspreis ausgelobt werden. Das ist leider nicht gelungen. Die Initiativgruppe und das einberufene Kuratorium mussten zur Kenntnis nehmen, dass das offenbar kein Format ist, was andere hinter dem Ofen vorlockt.

b) Evangelische Schulen
Dankbar können wir auf die Entwicklung der evangelischen Schule in Wehrstedt blicken. Umso ernüchterner war die Einstellung des Schulbetriebes in Hedersleben durch die Johannesschulstiftung. Dass es nicht zu einer weiteren Schließung gekommen ist, verdanken wir der Stiftung Neinstedt, die seither mit Erfolg die evangelische Schule in Ilsenburg betreibt.

c) Kirchenmusikalische Seminar:
Für alle bitter war die Verlegung des kirchenmusikalischen Seminars nach Halle. Durch die Initiative von Kantor Heinrich und den Kirchenkreisen der Propstei konnte aus der Not dann doch eine Tugend gemacht werden. Die Fort- und Weiterbildungen im Orgelspiel, die sich ganz nach den Bedürfnissen der Ehrenamtlichen richten sind ausgebucht.


3. Was sich durchzieht und auf Lösung wartet

a) Schule - Schulsozialarbeit
Hier wartet aus meiner Sicht eine Grundsatzentscheidung. Wie lange können und wollen wir als Kirche noch zusehen wie Mitarbeiterinnen mal mehr mal weniger Stunden unterrichten, Gemeinden dementsprechend von Jahr zu Jahr mehr oder weniger an Gemeindepädagogik haben? Wie lange wollen wir unsere Mitarbeiterinnen Situationen aussetzen, für die sie nicht ausgebildet sind? Auf meinem Schreibtisch liegt ein weiteres Mal der Hilferuf eines Rektors nach mehr Sozialarbeit, die an den Schulen nötig ist. Ich denke, ein neues Konzept ist überfällig. Blick zu den Landessynodalen …

b) Von der Kampagne zur Kultur
Die letzte Synode hat einen Impuls der Superintendentin aufgegriffen und gebeten, für die Gemeinden zu untersetzen, was aus der Arbeit auch guten Gewissens los gelassen werden kann. Aus meiner Sicht braucht es da die Entwicklung zu einer selbstverständlichen Kultur des auf die Arbeit und die Gemeinde schauen, zu sehen, was aus welchen Gründen gut ist, was nicht und dann getrost etwas anders zu machen. Weiterhin gilt: nicht alle müssen alles machen. Und wenn die Nachbarn was Schickes haben, dürfen wir daran partizipieren, ohne es selbst initiieren zu müssen.

c) Kirche in der Gesellschaft
Erste Demo mit dem damals katholische Kollegen in erster Reihe erlebt - damals waren es die „jungen Nationalen“, die mit rassistischen und Menschen verachtenden Parolen auffällig wurden, danach war es die NPD, heute sind es andere Gruppen und Kreise.

Hier wird es – damals wie heute und auch in der Zukunft - ob in HBS oder Potsdam oder anderswo - auf eine klare Positionierung der Kirchen ankommen. 2011 habe ich dazu gesagt: „Ich finde es in jeder Hinsicht bemerkenswert und hoffnungsstiftend, dass die Zusammenarbeit mit den Städten und dem Land in unserem Kirchenkreis der Doppelzüngigkeit mancher politischer Kreise widersteht, die einerseits das Engagement der Kirche gegen radikale und rassistische Töne willkommen heißt und gleichzeitig Zurückhaltung der Kirche in Fragen der Politik fordert.“

Kirche darf nicht müde werden, sich einzumischen, Fragen zu stellen und unbequem zu sein, wenn es um Fragen von Klima, Natur, Bildungsgerechtigkeit, sozialem Miteinander, Barmherzigkeit und Nächstenliebe geht. Wo sie das nicht tut, hört sie auf, Kirche Jesu zu sein.

Zugleich haben die Ereignisse rund um den damals mitten im Wahlkampf initiierten Halberstädter Abend gezeigt, dass bei allem Agieren Fingerspitzengefühl, ein Höchstmaß an Kommunikation, Transparenz, vor allem aber gelebter Respekt untereinander gefragt ist.
Ökumene:
Ein Schatz in allen Fragen ist aus meiner Sicht die gute ökumenische Zusammenarbeit in den Gemeinden ebenso wie auf KK-Ebene.
Die Zukunft kann - ohne Unterschiede klein zu reden - aber die Zukunft kann nur gemeinsam gestaltet werden. Es wird auch hier auf die Haltung ankommen. Machen wir stark, was nicht geht, oder machen wir stark, was gemeinsam voran gebracht werden kann?
Voller Faszination sehe ich in dem Zusammenhang die Geschichte des gemischt-konfessionellen Domkapitels, das in HBS von 1591 bis 1810 bestand. Protestantische und Katholische Domherren feierten ihr Stundengebet zusammen. Die Handschriften zeugen von der reformatorischen Überarbeitung der alten Liturgie, die es schließlich allen ermöglichte, am Gebet teilzunehmen.


Dank
- den Ausschüssen mit ihren Vorsitzenden sowie allen Mitarbeitenden im KKA, dem LT und dem KKR für die sorgfältige, umsichtige und weitblickende Arbeit ebenso wie allen Ehrenamtlichen, die ihre freie Zeit nicht opfern, sondern gerne zur Verfügung stellen und Ideen einbringen, Projekte organisieren und Menschen zur Mitarbeit gewinnen.
- Herzlichen Dank der Synode, dem Präsidium mit dem Präses an der Spitze, die und der mich von Anfang an herzlich empfangen und in ihren Reihen aufgenommen hat.
- meinen beiden Stellvertretern für mitdenken, fragen, in die Hand nehmen
- dem Gesamtkonvent, der die Neue herzlich willkommen hieß und mir das gute Gefühl vermittelt, hier „richtig“ zu sein,
- den Gemeindekirchenräten für die konstruktive Zusammenarbeit
- allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Verkündigungsdienst – eine tolle Gemeinschaft, die Lust hat, Dinge anzupacken und auszuprobieren
- vor allem meiner unschlagbaren Suptursekretärin Frau Simon, die alle Unwägbarkeiten trug und trägt, die mit Argusaugen die Fülle von Terminen überwacht und stets freundlich und charmant den Besuchern begegnet.

Nun ziehe ich ein wenig weiter und nehme einen Schatz von Dingen mit nach Potsdam. Dort wartet Neues – der Kirchenkreis Halberstadt aber bleibt bei mir in Herz und Sinn. Danke für alles!

Kroppenstedt Zuckerfest
Kegeln HBS

Fotos: Kirchenkreis Halberstadt

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