"Opium des Volkes"?

28. Jul 2018

Gespräch in Halberstadt am 10. August 2018

Warum der Evangelische Kirchenkreis Halberstadt und das Pädagogisch-Theologische Institut in Drübeck zu einem Streitgespräch über Karl Marx einladen.

Die Gemüter könnten sich erhitzen, wenn der Evangelische Kirchenkreis Halberstadt und das Pädagogisch-Theologische Institut der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland zu einem Streitgespräch einladen.

„Opium des Volkes?“ fragen sie anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx. Am Freitag, 10. August ab 18 Uhr geht es im Ratssaal von Halberstadt um das Verhältnis von Politik und Religion. „Hausherr“ Andreas Henke (56), Oberbürgermeister der Kreisstadt und Mitglied der Partei Die Linke, und sein gleichaltriger Amtskollege Thomas Krüger (CDU), Bürgermeister der Einheitsgemeinde Huy, treffen dabei auf zwei Theologen: Pfarrerin Sabine Beck war reformierte Pfarrerin in Halberstadt und Prof. Dr. Clemens Dölken, katholischer Priester und Prior des Prämonstratenserklosters in Magdeburg. „Eine Außenansicht der Kirche zu DDR-Zeiten wird die konfessionslose Erzieherin und KiTa- Leiterin Dagmar Becker geben“, kündigt der Dozent für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden am PTI in Drübeck, Pfarrer Steffen Weusten an.

Er moderiert neben Peter Lehmann, der einst das Katechetische Seminar in Wernigerode leitete. Den Organisatoren sei wichtig, dass Menschen aus der Region auf dem Podium sitzen. „Große Namen saugen Aufmerksamkeit, aber schnell geht es ums große Ganze und Grundsätzliche. Wir wollen ran an die Basis, wollen über Harzer Erfahrungen reden und auch streiten.“ Bei dieser Veranstaltung soll es um den Blick auf die spannungsreiche Geschichte zwischen Marx, seinen Nachfolgern und den Kirchen gehen.

Weusten hat seine Kindheit in Süddeutschland und seine Jugend am Niederrhein verbracht und als junger Gemeindepfarrer in Gerbstedt (Mansfeld-Südharz) von den Verletzungen erfahren, die Christen in der DDR-Gesellschaft erlebten. „Mich interessiert einfach, wie gestaltet sich das Verhältnis von Politik und Kirche quasi eine Generation nach der Wende“. Er sehe eine historisch gewachsene Gegnerschaft von linker Seite, sei aber erstaunt über manche Nähe in praktischen Dingen. „Wir wirken wie entfremdete Geschwister. Wie stehen wir zueinander, reden wir über- oder miteinander?“
Pfarrer Steffen Weusten findet, wenn nicht gerade ein Wendejubiläum anstehe, habe diese Zeit, das Davor und Danach, wenig Platz im öffentlichen Disput.

Weusten kritisiert die mangelnde Wahrnehmung christlichen Engagements für und in der gesamten Gesellschaft,. Es sei kein Zufall, dass im Ehrenamt und in der Politik Christen stark vertreten seien. Auf die These von Karl Marx „von der Religion als Opium des Volkes“ eingehend, wünsche sich Weusten „eine Enttabuisierung von Kirche und einen entspannteren Umgang mit religiösen Weltanschauungen.“
Dass es heute deutlich weniger Gemeindeglieder in den neuen Bundesländern gebe als zu DDR-Zeiten habe wenig mit einem „gottlosen Osten“ zu tun als vielmehr mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. Selbst manche westdeutsche Städte seien auf dem Weg, „mehrheitlich konfessionslos zu sein“. Doch er glaube nicht, dass mit der Abnahme der religiösen Bindung in einer Gesellschaft die Humanität zunehme.

So freuen sich die Veranstalter auf einen regen Zulauf zum Streitgespräch über die aktuellen Beziehungen zwischen Religion einerseits und Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung andererseits, das bewusst im Halberstädter Rathaussaal und nicht in einer Kirche organisiert werde.

Angela Kunze-Beiküfner (Pantomime) und ihre Töchter Johanna (Geige) und Gesine (Klavier) sorgen dabei für musikalische Zwischentöne.


Uwe Kraus für "Glaube & Heimat"

HBS Opium

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