Schatzsucher feierten im Dom

14. Apr 2018

10 Jahre neue Präsentation

13. April 2018 - 10 Jahre neue Domschatzpräsentation

Zu einer Nacht im Domschatz hatte Halberstadt am gestrigen Freitag geladen und mehr als 1500 Schatzsucher sind der Einladung gefolgt. Mit einem Programm aus Vortrag, Festgottesdienst, Ballett, Pantomime und Konzerten beging die Domschatzverwaltung mit den Partnern Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, den Fördervereinen, dem Gymnasium Martineum und vielen mehr den zehnten Jahrestag der Eröffnung der neuen Präsentation.

In seinem Grußwort betonte Ministerpräsident Reiner Haseloff die besondere Bedeutung des Halberstädter Domschatzes, ein „Glücksfall für ganz Sachsen-Anhalt“.

Auf den Tag genau vor zehn Jahren wurde die neue Ausstellung des Kirchenschatzes im Beisein des Bundespräsidenten Horst Köhler feierlich eröffnet. Seitdem haben sie etwa 460.000 Besucher besichtigt.
Mit mehr als 650 Objekten ist der Domschatz einer der umfangreichsten mittelalterlichen Kirchenschätze weltweit. Prächtige liturgische Gewänder, feingegossene Bronzearbeiten und Goldschmiedewerke, Skulpturen und Altarbilder zeugen von der meisterhaften Kunst des Mittelalters. Kunstwerke aus seltenen Materialien und exotischer Herkunft beeindrucken den Betrachter, Straußeneier, arabische Bergkristallgefäße und Kostbarkeiten aus dem Mittelmeerraum und Byzanz.

Weltberühmt sind die Meisterwerke der Textilkunst, zu denen der Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150 gehört – der älteste gewirkte Bildteppich der Welt. Höhepunkt eines jeden Rundganges ist die Schatzkammer, die kostbare Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten, aufwändige Intarsien- und Bergkristallschnittkunst versammelt.
Die Ausstellung ist täglich außer montags zu besichtigen.


Ansprache von Superintendentin Angelika Zädow zum 10 jährigen Domschatzjubiläim

Güte und Frieden Gottes möge eure Herzen und Sinne in dieser Stunde berühren. Amen.

Ansprache 1 - Schätze

Schätze – in den alten Märchen sind das meist Gold und Silber, wir denken heute eher an Aktien, Immobilien oder Rohstoffe.

Schatz - Menschen rufen sich mit diesem Wort: Eltern die Kinder und auch Ehepartner. Manchmal sogar die Kollegen.

Schätze - Manchmal sind es auch Erinnerungsstücke: an eine besondere Situation, an eine glückliche Zeit, an einen lieben Menschen:
Die Muschel vom Strand
Ein Dachschiefer vom Dom
Das Foto von der Hochzeit
Ein Buch der Kindheit
Das erste Geschenk des Liebsten

Schätze - so wertvoll, dass wir sie um nichts in der Welt hergeben möchten.

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Schatz und Herz hängen eng zusammen. Ein Sprichwort sagt deshalb „Da schlägt das Herz höher“. Und es stimmt wirklich. Manchmal merke ich wie mein Herz anfängt stärker oder schneller zu schlagen. Nicht nur vor Aufregung oder beim Sport, sondern wenn ich etwas erlebe, was ich überwältigend schön finde.

Wenn Orgelklänge die Kathedrale fluten, wenn ein Kunstwerk im Raum beginnt zu mir zu „sprechen“, wenn Gedanken und Gefühle frei gesetzt werden - dann ist es als beginne mein Herz höher zu schlagen und nach außen zu strahlen.

Orgelimprovisation

Ansprache 2 - Mit ganzem Herzen:

Durch die Geschichte unserer Welt hindurch gab es immer wieder Menschen, die sich für das eingesetzt haben, was sie als unendlich wertvollen Schatz erkannten.

Hier in Halberstadt hatten und haben wir diese Menschen auch. Nicht zuletzt deshalb ist dieser Kirchenschatz am historischen Ort erhalten. Und mit seiner Glaubensaussage zu erleben. Wir heutigen sind eingeladen, eine Beziehung zwischen den einzelnen Stücken und unserem Verstehen, unserem Glauben herzustellen. Denn alles, was wir hier sehen, spricht aus einer alten Zeit zu uns. Es ist als sind wir von sprechenden Schätzen umgeben.

Das beginnt mit der Triumphkreuzgruppe vor uns. Aus dem romanischen Vorgängerbau aufbewahrt und später in die gotische Kathedrale eingepasst.
Sie enthält eine doppelte Aussage: Christus am Kreuz - gelitten, gestorben tot. Ganz als sterblicher Mensch gestaltet - im oberen Teil des Korpus.
Der untere Teil aber zeigt ihn auf einem Drachen stehend. Der Drachen steht symbolisch für die Sünde, in die jeder Mensch immer wieder gerät. Weil es uns schwer fällt, nach der unbedingten Güte Gottes zu leben. Weil wir uns schwer tun mit Verzeihen und Versöhnung, weil wir die Welt einteilen in zu uns gehörig und fremd.
Christus steht auf dem Drachen, auf der Sünde. Er überwindet die Sünde, er überwindet alles, was Menschen je von Gott trennen kann. Durch Christus sind wir versöhnt mit unserem Gott.

Diese Darstellung lese ich wie eine Frage an uns heute Lebende: Du - wie hältst Du es damit? Was glaubst Du? Wer ist Jesus für Dich?

So warten die Schätze darauf, dass wir uns mit ganzem Herzen auf sie einlassen und im Betrachten und Nachdenken Antworten suchen.

Und uns damit hineinholen lassen in die Geschichte dieses Ortes. Dort hinten im Hohen Chor fanden die gemeinsamen (!) Gebete der katholischen und protestantischen Domherrn statt. Man hatte nach der Reformation gemeinsam einen Kompromiss gefunden, die alten Stundenbücher überarbeitet und sich anfragen lassen zum Umgang mit Reliquien und Heiligenverehrung. Manches blieb wie es war – dem katholischen Glauben zugut, manches wurde anders und neu - dem protestantischen Glauben zugut.

Mit ganzem Herzen den gemeinsamen Glauben leben und ich höre die Fragen: Und Du? Wie hältst Du es damit? Wie gehst Du mit anderem Glauben, anderen Religionen um? Was ist gemeinsam gelebter Glaube für Dich?

Orgelimprovisation

Ansprache 3 – Schatz gehoben

Vor 10 Jahren wurde der Schatz neu und anders gehoben. Eine Präsentation, die vom Glauben in seiner liturgischen Ausprägung ausgeht, entstand.
Das war möglich, weil schon vorher viele Jahre die Objekte behutsam restauriert und wissenschaftlich erforscht wurden. Die Geschichte ihrer Herkunft und Entstehung sowie ihr Kontext zu anderen Werken weltweit - das führt immer weiter zu einem bessere, und tieferen „Verstehen“ dessen, was diejenigen, sie sie erschufen oder in Auftrag gaben, sich dachten und ausdrücken wollten.

Dann kommt die theologische Arbeit hinzu. Sie beinhaltet die Deutung der Kunstschätze vor dem Hintergrund der Zeit, aus der sie stammen, stellt ihnen ein Wort der Schrift an die Seite und versucht, eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen - also danach zu fragen, was uns diese Stücke heute sagen können.

Wenn diese Arbeiten harmonisch zusammenlaufen, dann kann sich im Betrachten der Objekte etwas verändern.

Je länger man sich mit einem dieser Schätze beschäftigt, je intensiver man ein Stück betrachtet, je mehr man um seine Herkunft und Bedeutung weiß, desto weniger ist es einfach nur ein Gegenstand.
Im „Sich – Hineindenken“ wird es für den Betrachter wie zu einem Fenster zum Geheimnis Gottes – und damit hat man dann für sich ganz persönlich einen kleinen Schatz gehoben. Einen guten Gedanken vielleicht oder eine Idee - eine Anregung oder Inspiration - den Glauben neu beleuchtet - und so wirkt und webt unser Schatz sein Band durch die Jahrhunderte hindurch.

Gottes Geist durchwehe unsere Gedanken an diesem Abend und jeden Tag. Amen.

Kontakt:
Domschätze Halberstadt und Quedlinburg
Claudia Wyludda M.A.
Domplatz 16a
38820 Halberstadt
Tel. 03941 – 24 23 7
halberstadt@die-domschaetze.de
www.die-domschaetze.de

HBS Schatzjubiläum
HBS Schatzjubiläum

Fotos: Elmar Egner

Kontakt

Evangelischer Kirchenkreis Halberstadt

+49 (3941) 57 17 38

suptur@kirchenkreis-halberstadt.de