Erntedankfeste

25. Sep 2016

Liebevolle Vorbereitungen

In einigen Dörfern wird das Erntedankfest schon Ende September gefeiert und es ist immer neu beeindruckend, wie liebevoll das vorbereitet wird.

In Zilly gab es am 24. September ein richtiges ErnteDankDorfFest, an dem alle elf Vereine des Ortes beteiligt waren, organisiert von der Kirchengemeinde. Viele hatten sich einladen lassen, der Tag begann mit einem bunten Umzug, dem ein ökumenischer Gottesdienst folgte, an dem Kinder und der Frauenchor aus Zilly beteiligt waren, umrahmt zusätzlich vom Bläserchor des Kirchspiels Thale.

Viele Aktionen für Junge und Ältere, Gelegenheit zum Reden und Essen und Trinken und Zuhören und Mitmachen und die Sonne gab ihr Bestes, das alles in dem idyllischen Gelände der Wasserburg. (leider ohne Fotos)

Liedblatt Zilly

Einen Tag später feierte die Kirchengemeinde Deersheim in kleinerem Rahmen; die vielen Gaben sind bestimmt für das Rauhe Haus in Halberstadt, wo sich die dort betreuten Kinder sicher freuen werden.

Ursula Meckel

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ErnteDankDorfFest

Zilly  24. September 2016

11 Uhr Gottesdienst

Stefan Hansch Katholischer Pfarrer     Ursula Meckel  Pastorin

Angelika Zädow Superintendentin

 

GeDANKen 1

SH: Alle, die hier feiern haben sich hier auf der Burg getroffen, weißt du warum?

AZ: Das ist hier der erste und älteste Platz von Zilly seit 700 Jahren, damals war es noch eine Wasserburg!

SH: Eine Wasserburg, echt? Da haben die also damals schon am Wasser gebaut, die Quellen genutzt und mit dem Wasser ihr Hab und Gut geschützt! Das kann man heute so nicht mehr sehen. Aber Wasser ist genauso wichtig geblieben für unser Leben - bis heute. Ich denke da oft nicht dran. Bei der Trockenheit im August / in den vergangenen Wochen, haben wir mal wieder gespürt! Davon können die Leute mit einem Garten oder die Bauern mit ihren Äckern ein Lied singen: Wie wichtig Regen ist!

AZ: Regen - klar, aber Sonne auch! - Am besten im richtigen Maß, in der guten Balance. Regen und Sonne, das ergibt einen Regenbogen, von dem haben die Kinder gerade gesungen und gespielt: Sonne und Regen sind wichtig zum Leben und für das Wachstum. Beides können wir nicht selbst machen, sondern müssen wir uns schenken lassen!

SH: Leben und, was wir dafür brauchen: Alles ist ein Geschenk! Jeder Regenbogen erinnert daran, dass nichts selbstverständlich ist, aber dass wir alles als Gabe Gott annehmen können! Ein Regenbogen ist darum auch Zeichen für Gottes Liebe zu uns, er zeigt den Liebesbund zwischen Himmel und Erde an!

AZ: Liebesbund?! Da schließt sich der Kreis: Hier auf der Wasserburg, im Trauzimmer, können Verliebte auch den Bund fürs Leben schließen. Na die haben an diesem Platz besonderen Grund zu danken!

1. Kommt und singt ein Lied der Freude, / ihr habt Grund zur Dankbarkeit. / Gottes Weg führt in die Weite / aus der Hoffnungslosigkeit. / Ohne Gott heilt ihr vergebens, / was euch Leib und Seele kränkt. / Kommt mit uns zum Quell des Lebens, / der für immer Heilung schenkt.

GeDANKen 2

A: Ah, mein diesjähriges Leib- und Magenlied! Schön, dass es gerade heute -  beim Erntedankfest in Zilly auch gesungen wird. Es passt ja wirklich haargenau zum Anlass.

U: Naja, es ist schön, aber so richtig ein „Erntedanklied“ ist das nicht, finde ich. „Alle seid ihr eingeladen, alle ohne Unterschied“ usw. also ich denke da eher an die Unterschiede, die wir immer wieder machen: zwischen Frauen und Männern, zwischen Armen und Reichen, zwischen Fremden und Einheimischen.

A: Ich denke eher an das, was Menschen untereinander verbindet.

U: Liebe Angelika – Du bist ja ganz beseligt -  wohl zu viel durch die Lande gepilgert neulich … mit vielen guten und freundlichen Menschen.

A: Grins, übrigens auch durch Zilly -  aber beseligt oder wirr, oh NEIN! Ich denke eher an den heutigen Anlass: ERNTEDANK.

Überall auf der Welt sind Menschen darauf angewiesen, dass Früchte und Gemüse wachsen, dass der Wechsel von Regen und Sonne klappt. Überall auf der Welt gibt es die gleiche Sorge um Nahrung für Tier und Mensch.

Säen und ernten -  ein echt globales Thema.

U: Interessanter Gedanke -  vielleicht ein Anknüpfungspunkt, um gerade nicht immer wieder die Unterschiede zwischen den Menschen stark zu machen, sondern die Gemeinsamkeiten – und das weltweit.

A: Womit wir gleich wieder beim Glauben wären.

U: Mannoman -  Du springst aber echt von einem Gedanken zum nächsten.

A: Pah, ich hab eben viel im Kopf …

U: Jaja, klar, ich übrigens auch! Aber Du hast schon recht: Das Erntedankfest gibt es tatsächlich in fast allen Kulturen. Schon die Maja und Azteken kannten es.  Auf den kanarischen Inseln, in Afrika, Griechenland, Nordeuropa, in Japan und China.

A: Also wirklich ein Band, was verbindet -  zumindest, was die Dankbarkeit gegenüber Gott angeht -  auch wenn unseren Glauben nicht alle teilen. Aber dass es nicht selbstverständlich ist, Nahrung und Kleidung im Überfluss zu haben -  das teilen wirklich alle Menschen, behaupte ich.

U: Und nicht nur das. Dankbarkeit hat ja noch viele weitere Bezugspunkte: z.B. alles, was außer den materiellen Dingen zum Leben gehört.

A: Du meinst, was Menschen zum Glücklichsein oder zur Zufriedenheit brauchen?

U: Genau!

A: Nun sag schon, was ist das bei Dir? Euer Pool, Deine Kater und Euer Bläserchor nehme ich an.

U: Da ist was dran, Du kennst mich ja gut. An dem allen freue ich mich und genieße es. Wichtiger ist mir aber was ganz anderes: Gemeinschaft zu erleben, zu anderen dazugehören – zu einer Familie, zur Kirchengemeinde, zur Kommune – einen Freundeskreis zu haben.  …. Und wie ist das bei Dir?

A: Das erinnert mich an die Frage, die mir bei der Vorstellung hier gestellt wurde: Was gehört für Sie persönlich zu einem gelungenem Tag. Damals habe ich gesagt: Musik, Krimi, Doppelkopf.

Aber ich merke wie sich das auch verändert. Heute gehört noch unbedingt Bewegung dazu, und Gedichte schreiben.

U: Stimmt schon, im Laufe der Zeit verändern wir uns, nichts bleibt, wie es ist. Da ist es wichtig, einen Mittelpunkt zu haben, eine feste Größe, um zufrieden und glücklich sein können.

A: Gerade das Wort „Zufriedenheit“ finde ich wichtig. Denn wer zufrieden ist, kommt weniger auf die Idee, Streit und Krach anzufangen.

U: Das ist wohl wahr. Wer mit sich im Frieden ist, kann friedlich leben. Wer sich selbst nicht lieben kann, mag auch keinen anderen.  Vielleicht erwächst aus der Zufriedenheit das Band des Friedens zwischen den Menschen. So wie Gott es will.

A: Dank und Frieden – kreuz und quer über den Erdball -  oder wie unser Lied über Gott sagt „keinen hat er abgeschrieben“.

U: Und wie das geht, in Frieden miteinander zu leben, können wir von Jesus lernen – von seinem Umgang mit Außenseitern, mit Unsympathischen, mit denen, die kein anderer mochte. Mit allen Menschen eben.

A: Da haben wir sie -  die Anleitung zum Glücklichsein…

U: Und wir singen weiter von der Kraft, die Christus schenkt.

2. Alle seid ihr eingeladen, alle, ohne Unterschied, / weil der Herrgott nicht auf Staaten, nicht auf Rang und Rasse sieht. / Darum legt die Zäune nieder! / Keiner soll der Größte sein. / Sagt es weiter – immer wieder: / Groß ist nur der Herr allein.

3. Freiheit hat uns Gott gegeben, füreinander da zu sein. / Alle, die der Sorge leben, will zur Freude er befrein. / Keinen hat er abgeschrieben, / denn sein Opfer macht uns frei: /macht uns frei, die Welt zu lieben, / dass in ihr die Freiheit sei.

GeDANKen 3:

U.M.: Der Text des Liedes gefällt mir immer wieder. Das ist schon eine verlockende Vorstellung, wenn Grenzen und Zäune niedergelegt werden – gerade hier im ehemaligen Grenzgebiet.

S.H: Das empfinde ich auch und dafür bin ich immer wieder dankbar. Für die Freiheit, die wir haben – und dass es eine Freiheit ist, die auch dem anderen Freiheit zugesteht. Dass es nicht darauf ankommt, einander zu übertrumpfen, sondern MITEINANDER zu leben, miteinander die Welt zu lieben und zu gestalten.

U.M.: Und das mit allen Unterschieden, die es ja nun mal zwischen den Menschen gibt. Es gibt ja Große und Kleine, Dicke und Dünne, Ausländer und Inländer, Männer und Frauen, Menschen mit ganz unterschiedlichen Begabungen. Eben die ganze Vielfalt, die so viel besser ist als Einfalt.

S.H.:  Das sehe ich auch so und deshalb gefällt mir, wenn wir hier als Evangelische und Katholische und Konfessionslose gemeinsam einen Dank-Gottesdienst feiern können. Wir kennen die Unterschiede, aber sie hindern uns nicht daran, etwas gemeinsam zu wollen, uns füreinander und miteinander einzusetzen. Weil es nicht darauf ankommt, größer oder besser oder richtiger zu sein, sondern einfach nur anders.

U.M.: Klar, wenn es keine Unterschiede gäbe, wäre es ja auch langweilig. Wie ein einfarbiger Regenbogen.

S.H.: Das ist ein schönes Bild. Ein einfarbiger Regenbogen! Wir sind ein buntes Völkchen, auch hier in Zilly mit seinen Menschen und Vereinen, das hat der tolle Umzug gezeigt. Wir sind Weggefährten – also gemeinsam unterwegs. Da gibt es mal Sackgassen und Umleitungen – doch auch die Höhepunkte, wo wir miteinander feiern können, uns stärken für kommende Aufgaben.

U.M.: Das wird in dem Lied sehr schön gesagt: „Gottes Weg führt in die Weite. Gott sei mit euch allezeit. Kommt und singt das Lied der Freude, ihr habt Grund zur Dankbarkeit.“

4. Frieden soll die Welt bewahren durch die Kraft, die Christus schenkt. / Wer sie annimmt, wird erfahren, dass ein guter Geist sie lenkt. / Unsre Augen sehn dann wieder, was dem Weggefährten droht. / Schwestern werden wir und Brüder, / teilen Brot und heilen Not.

5. Kommt mit uns zum Quell des Lebens, der für immer Heilung schenkt. / Ohne Gott heilt ihr vergebens, was euch Leib und Seele kränkt. / Gottes Weg führt in die Weite. / Gott sei mit euch allezeit! / Kommt und singt das Lied der Freude, / ihr habt Grund zur Dankbarkeit.

Deersheim
Deersheim
Deersheim

Fotos: Ursula Meckel

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