Hörfunkbeitrag von Radio SAW

18. Sep 2016

„Höchste Zeit, miteinander zu reden“ Muslime und Christen

„Höchste Zeit, miteinander zu reden“

Hier gehts zu Radio SAW:

https://soundcloud.com/thorstenkessler/2016-09-16_interreligioeser-dialog

Als Höhepunkt der diesjährigen Diakonie-Tage fand im Halberstädter Moritzzentrum ein interreligiöser Dialog statt, in dem das Thema Nächstenliebe als roter Faden diente, um Gemeinsamkeiten von Christentum und Islam herauszustellen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung musikalisch durch die Trommelgruppe der Diakonie Werkstätten und Sängerin Karo Blasek.
Gabriele Schwentek, Leiterin des Diakonischen Werkes Halberstadt, begrüßte alle Mitwirkenden und Gäste. „Diakonie ist das Wesens- und Lebensmerkmal der evangelischen Kirche“, sagte sie. „Wir sind Teil der öffentlichen Gesellschaft und helfen dort, wo Hilfe benötigt wird.“ Aufgrund der Flüchtlingsströme in den letzten beiden Jahren sei die Entwicklung und Umsetzung einer Willkommenskultur von besonderer Bedeutung gewesen – von der Bahnhofsmission über die Kleiderkammer bis hin zum tatsächlichen Dialog. „Die Mehrheit der Menschen, die zu uns kommen, sind religiös gebunden. Die Mehrheit unserer Gesellschaft ist es nicht“, so Schwentek weiter. „Aber unsere Werte sind christlich geprägt, wir leben in einer abendländischen Kultur.“

Impulse für ein harmonisches Miteinander zu setzen, sei in der heutigen Zeit von großer Wichtigkeit. Genau diesem Zweck diente auch diese Veranstaltung, die von Pfarrer Christian Plötner moderiert wurde. Mit den Worten „Es ist höchste Zeit, miteinander zu reden und einander zuzuhören“ übergab er das Wort an die beiden Referenten.
Dr. Abdelmalek Hibauoi, Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen, hielt ein Referat aus muslimischer Sicht, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Angelika Zädow (Vortrag unten) stellte anschließend die christliche Perspektive vor. Im Fokus beider Beiträge stand das Gebot der Nächstenliebe.
„Nächstenliebe ist nicht nur ein Wort, sondern ein Verhalten“, sagte Dr. Hibaoui. „Niemand ist mehr als ein Mensch oder weniger als ein Mensch, und wir alle sind verpflichtet, einander zu helfen.“ Dies gelte besonders für Bedürftige und Notleidende.

Im direkten Vergleich mit der christlichen Sichtweise stellte sich heraus, dass es großen Parallelen zwischen Koran und Bibel gibt. Entscheidend sei die Fähigkeit, sich anrühren zu lassen von den Schicksalen anderer Menschen, ergänzte Superintendentin Angelika Zädow später. „Barmherzigkeit ist eine Eigenschaft, zu der wir alle fähig sind. Und das ist eine positive Nachricht.“

In der heutigen Gesellschaft sei der Mensch als er selbst, mit allem Drum und Dran, leider aus dem Blick geraten. „Ein Mensch wird auf seine Produktivität, seine Arbeitskraft reduziert“, sagte Zädow. Zwar werde versucht, einen Menschen wieder als mehr zu sehen, aber es reiche einfach noch nicht aus. „Auch der Flüchtlingsstrom kommt ohne Nützlichkeitsdebatte nicht aus.“

Im Anschluss an die Impulsreferate standen die beiden Referenten sowie El Yazidi, Chef des Zentralrates der Muslime in Hessen, und Oberbürgermeister Andreas Henke als Gesprächspartner an vier verschiedenen Tischen für die Gäste bereit. Es wurden hitzige Diskussionen geführt, von Nächstenliebe im politischen Geschehen über aktuelle Wahlergebnisse bis hin zu Ideen für erfolgreiche Integration. „Integrations-Workshops sollte es nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für die Halberstädter geben“, hieß es zum Beispiel. Es wurde genau hingehört, hinterfragt und konstruktiv miteinander diskutiert. Die Gäste nutzen die Gelegenheit auch, um im direkten Gespräch Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Dass Islam nicht gleichbedeutend mit Islamismus ist und Frauen Kopftücher oder Burkas nicht tragen, weil sie von ihren Männern unterdrückt werden, sind nur einige davon.

Pfarrerin Hannah Becker vom Diakonissen-Mutterhauses Cecilienstift Halberstadt, eine der Initiatorinnen dieser Veranstaltung, war vollauf zufrieden. „Es sind bereichernde Dialoge entstanden, die unser Wissen vertieft haben.“ Holger Thiele, Vorstand und Verwaltungsdirekter der Stiftung, ergänzte: „Dieser Abend hat gezeigt, wie wichtig es ist, miteinander zu reden und sein Wissen nicht nur aus Zeitungen und sozialen Netzwerken zu beziehen.“

Einige Gedanken der Diskussionen an den vier Tischen wurden am Ende auf Puzzleteile geschrieben und dann auf eine Weltkugel geklebt. Symbolisch dafür, dass man als Menschheit wieder mehr zusammenwachsen kann und muss. Nächstenliebe sollte dabei eine wichtige Rolle spielen und keine Grenzen kennen, nicht durch Herkunft oder Sprache, und schon gar nicht durch Religion.

Carolin Reinitz, Öffentlichkeitsarbeit, Cecilienstift, www.cecilienstift.de

Weitere Bilder unter: http://www.cecilienstift.de/index.php?id=120

Vortrag von Superintendentin Angelika Zädow

Nächstenliebe: Muslime und Christen -  was uns verbindet

Die christliche Sicht

Es gilt das gesprochene Wort

1.   Einleitung:

Heute schauen wir auf das, was Religionen miteinander verbindet, insbesondere der Nächstenliebe. Ein großes Wort, wenn man bedenkt, dass seit alters her Menschen nicht nur gerne miteinander umgehen und gemeinsam etwas schaffen wollen, sondern sich ebenso oft abgrenzen, in Konkurrenz oder sogar Feindschaft leben.

Auch die Bibel kennt beides.

a)   Konkurrenz

Gleich zu Beginn des Alten Testaments findet sich die Erzählung von Kain und Abel -  Kain erschlägt aus Neid und Zorn den Bruder. Dann Jakob und Esau: der Jüngere betrügt den Älteren um sein Recht oder im Neuen Testament die beiden Söhne des Zebedäus, die um den besten Platz in der Ewigkeit streiten.

Wenn es um Konkurrenz geht, dann immer weil im Sieg ein vermeintlich gutes Ziel liegt: Ansehen vor Gott, das Erstgeburtsrecht, Einfluss in der Ewigkeit.

Nun könnte man Streit, Betrug und Mord verurteilen und sagen: so etwas geht schlicht nicht. Doch damit kommen wir aus meiner Sicht nicht weiter, denn der Ursprung von Konkurrenz ist das Streben des Menschen nach „weiter kommen“, nach neuen Entdeckungen, nach Verbesserungen der Lebensbedingungen, des Auskommens, der Technik, des Umweltschutzes, der gerechten Verhältnisse. Das Streben danach ist ja nicht schlecht, sondern gut. Wo kämen wir hin, wenn es das Streben nach Fortschritt in der medizinischen Entwicklung, in Sachen Umweltschutz und ausgewogener sozialer Verhältnisse gäbe.

Neugier, Konkurrenz, das Streben nach Weiterkommen ist eine dem Menschen inne wohnender Eigenschaft -  eine anthropologische Verfasstheit. So sind wir eben -  wir Menschen – und zwar überall auf dieser Welt -  völlig unabhängig von Kultur, Erziehung, Tradition, Sprache und Religion.

In unserer westlichen  Kultur machte man sich vor allem im 19. und 20. Jahrhundert den Begriff  der Konkurrenz in der wirtschaftlichen Entwicklung zu nutze. Dabei geriet der Mensch als Ganzes aus dem Blick, denn zur Entwicklung wurde immer nur ein bestimmter Teil des Menschen gebraucht -  vor allem seine Arbeitskraft. Davon galt es, möglichst viel nutzbar zu machen.

Das heißt, im großen gesellschaftlichen Rahmen ging man dazu über, den Menschen hinsichtlich EINER oder WENIGER seiner Eigenschaften zu sehen. Der Mensch in seinen ganzen Bezügen (Familie, Freunde, Freizeit usw.) geriet mehr und mehr aus dem Blick.

Deshalb setzte schon die soziale Bewegung im 19. Jahrhundert – auch mithilfe der christlichen Kirchen -  ein Gegenbild zur Reduzierung des Menschen auf seine Produktivität.

Heute versucht man, auch im gesetzgeberischen Bereich den Menschen ansatzweise als mehr zu sehen als mit dem, was er in Wirtschaft und Gesellschaft beitragen kann. Das halte ich für gut, und dennoch für viel zu wenig.

Gerade die aktuelle Diskussion kommt offenbar ohne Nützlichkeitsdebatte von Menschen nicht aus.

b)   Gemeinsamkeit

Schon unsere Mütter und Väter im christlichen Glauben setzten dem natürlichen Streben des Menschen nach „weiter“, „größer“, „mehr“ die gesellschaftsfestigenden Worte wie Vergebung, Versöhnung, Frieden, Respekt, Achtung als Ziele an die Seite -  zusammengefasst in dem großen Begriff von der „Nächstenliebe“.

Denn eine weitere Eigenschaft des Menschen ist der Wunsch nach Beziehung, nach einem Du. Deshalb suchen wir uns Freunde und Bekannte oder schlicht Gelichgesinnte.

Im Alten Testament sucht Adam eine Weggefährtin. Das Hohelied besingt die Beziehung zwischen Mann und Frau, in den Sprüchen wird der Wert der Freundschaft dargestellt und das Neue Testament ist voll Erzählungen, in denen Jesus auf Menschen zugeht -  nicht nur auf die, die krank sind oder Hilfe brauchen, sondern auch „einfach so“ -  auf den Zöllner Zachäus z.B. oder auf die Frau am Brunnen. Immer geht es dabei um eine gute, von Interesse und Neugier auf den anderen geprägte Beziehungsebene.

Die größte Bedeutung hat dabei die Beziehung zu Gott. Für uns Christen in Jesu Handeln und seinen Worten am deutlichsten sichtbar geworden. Vor allem auch in den Anknüpfungspunkten im Alten Testament. So wird immer wieder Abraham mit seinem unerschütterlichen Vertrauen in Gottes Begleitung als Vorbild gesehen.

Im Neuen Testament wird vor allem durch Paulus hervorgehoben, dass Gottes Liebe sich bedingungslos jedem zuwendet. Und der Mensch vor Gott nichts leisten oder verdienen muss, damit ihm Barmherzigkeit und Gnade zuteil werden.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ gehört zu den Sätzen die in beiden Teilen der Bibel vorkommen. Aus meiner Sicht ist dies so etwas wie der große Rahmen, in dem sich menschliches Leben abspielen und verhalten soll.

Wenn es stimmt, dass zum Menschsein sowohl die Abgrenzung als auch die Suche nach Gemeinsamkeit gehört, also Konkurrenz und Kongruenz, dann soll die Nächstenliebe dazu helfen, beides in Balance zu bringen.

Damit Abgrenzung und Konkurrenz nicht durch die Entstehung von Neid und Missgunst das menschliche Miteinander vergiften noch die Suche nach Gemeinsamkeit Unterschiede und Differenzen schön redet oder gar verschweigt.

Die Herausforderung liegt für mich darin, ein ehrliches Leben an meinem Platz vor Gott zu führen.

2.   Die Nächstenliebe

Ein Begriff, der untrennbar mit dem Christsein verbunden ist und zugleich immer wieder neu gedeutet werden muss.

Denn wie jedes Wort, bekommt je nach gesellschaftlicher und religiöser Entwicklung oft nur ein Aspekt dieses umfassenden Begriffes eine so große Wichtigkeit, dass andere ebenfalls unauflöslich mit ihm verbundene Werte in Vergessenheit geraten.

Nächstenliebe -  nehmen wir zunächst den ersten Teil: Nächste. Schon im Neuen Testament ist denen, die Jesus nahe stehen, nicht klar, wer damit gemeint ist. Deshalb wird die Frage gestellt: „Wer ist denn das – mein Nächster?“

Diese Frage scheint mir aktuell, denn ich nehme wahr, dass je nach Interesse sehr unterschiedliche Antworten gegeben werden.

Manche sagen: meine Nächsten sind die, die mir am nächsten stehen: Familie und Freunde, vielleicht auch die Nachbarn.

Andere sagen: das sind diejenigen, mit denen ich gemeinsame Interessen oder Hobbies teile: diejenigen, mit denen ich zusammen im Verein bin, Sangesbrüder und -schwestern, Gartennachbarn z.B.

Wieder andere sagen: Nächste -  das sind alle, die mit meine Sprache oder meine Kultur teilen: in Deutschland oder Europa aufgewachsene Menschen.

Noch andere sagen: meine Nächsten sind die, die meine Religion teilen -  unabhängig davon wo sie leben.

Oder: Meine Nächsten sind die, die meiner Meinung oder Überzeugung sind.

Im Zusammenhang der weltweiten ökumenischen Bewegung und diakonisch-karitativen Aktivitäten wurde der Begriff „Nächster“ um das Wort „ferner“ erweitert.

Man richtete mehr und mehr den Blick auf diejenigen, die unter schwierigen Bedingungen leben und arbeiten.

Der „ferne Nächste“ wurde zum Motto von Aktionen wie „Brot für die Welt“. Zahlreiche Spendenaktionen und Fernsehgalas vor allem zur Weihnachtszeit rücken Menschen in unseren Blick, von denen wir bisher nichts wussten.

Viele engagieren sich heute vor allem seit der Kampagne „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ zugunsten von Menschen in fernen Ländern sowie für die bedrohte Natur.

Das neutestamentliche Verständnis geht noch einen anderen Weg. Auf die Frage „Wer ist mein Nächster“ erzählt Jesus von einem durch einen Überfall schwer Verletzten, der in einer von Räubern hoch frequentierten Schlucht liegt. Zwei gehen vorüber, einer bleibt stehen, verbindet die Wunden, bringt ihn in ein Gasthaus, gibt dem Wirt Geld für die Pflege.

Hier wird aus einem anderen Blickwinkel  geschaut: der Nächste -  das ist der, der mir  im Wortsinn „vor die Füße“ gelegt wird.

Das bedeutet, wer mir zum Nächsten wird, das bestimmen nach neutestamentlichem Verständnis z.B. der Zufall oder die Verhältnisse oder andere Menschen oder Gott selbst. Und nicht ich selber.

Der zweite Teil des Wortes „Liebe“ – in der Bibel soll die Liebe in erster Linie Gott gelten. Ihm und seinen Geboten, Ihm und seinen Ideen für das Leben der Menschen -  so wie es für uns Christen durch die Stammväter, die Propheten und Jesus offenbar wurde.

Wenn nun die Aufgabe des Menschen darin besteht, Gott zu lieben, dann heißt dies, seiner Liebe im Leben so zu folgen, dass sein Wille deutlich erkennbar wird für mich selber und für andere.

Deshalb werden ganz oft die beiden Gebote „Gottesliebe und Nächstenliebe“ in einem Atemzug genannt, z.B. bei:

Markus 12,28-31

Und es trat zu ihm einer von den Schriftgelehrten und fragte ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein,  und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften« Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Weil nichts Geringeres vom Menschen gefordert wird, als die Liebe Gottes zu befolgen, ihr nachzueifern, deshalb kann die Bibel nicht nur von der Liebe zur Familie, zu Nachbarn, zu Hilfsbedürftigen, zu Fremden, sondern auch zu Feinden sprechen und sie sogar einfordern. „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Joh.) Die Liebe Gottes ist global, gilt ausnahmslos allen Menschen.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Mit dem Blick auf die umfassende Liebe Gottes werden mir alle zu Nächsten, die mir begegnen. Das heißt: Nächstenliebe kennt keine Grenzen: keine kulturellen, keine sprachlichen und schon gar keine religiösen.

Die eingangs umrissene Erzählung vom Menschen, der geschlagen und ausgeraubt am Weg liegt, betont, dass derjenige, der hilft ein Mann aus einer anderen Glaubensrichtung war einer, von dem die damaligen Hörer der Erzählung eine Hilfe am wenigsten oder überhaupt nicht erwarteten.

Nächstenliebe ist also weder hinsichtlich des Adressaten begrenzt noch hinsichtlich des Ausübenden, wohl aber hinsichtlich der verfügbaren Ressourcen der Gebenden.

Der Mann in der Erzählung fragt nicht nach Herkunft, Kultur, Religion des Überfallenen -  er ist nicht daran interessiert ob der Mann seine Interessen, seine Meinung oder seinen Glauben teilt. Er sieht auf das, was der Mensch braucht und tut, was er kann: er gibt Geld, er schenkt ihm die Zeit, die er hat und übergibt die Fürsorge an einen, der das tun kann, was er selber nicht mehr kann.

Das Geben dessen, was man kann, schützt vor Selbstaufopferung und auch Selbstüberschätzung. Es verteilt die Lasten der Nächstenliebe auf mehrere Schultern.

3.   Barmherzigkeit

Was also braucht es aus evangelischer Sicht, um Nächstenliebe üben zu können:

Zum einen das Nachdenken darüber, dass Gott seine Liebe verschwenderisch über die Menschheit ausschüttet.

Zum anderen das Annehmen der Liebe, die mir ebenso gilt wie denen, die mir begegnen.

Dann den Fußspuren folgen, die Gottes Liebe durch die Väter, Propheten und Christus durch die Jahrhunderte hindurch gelegt hat.

Zuletzt das Mögliche tun: das geben, was ich kann und habe, andere teilhaben lassen an meinem Tun. Verantwortung teilen.

Und dennoch: selbst wenn ich das alles tun würde, könnte es sein, dass ich Nächstenliebe schuldig bleibe. Für mich ist das Entscheidende, das „Sich von Not und Schicksal“ berühren lassen. Das „sich erbarmende Herz“ ist der Ausgangspunkt -  nicht in einer Art Gefühlsaufwallung, die im „oh wie schrecklich“ stecken bleibt, sondern die zugleich die eigenen Möglichkeiten in den Blick nimmt und im Tun mündet.

Barmherzigkeit ist eine menschliche Eigenschaft, die sich aus der Liebe und dem Erbarmen Gottes speist. Jeder besitzt sie.

Und das ist die eigentlich ermutigende Nachricht: Ausnahmslos jeder Mensch hat die Fähigkeit, barmherzig zu sein, weil sie der Quelle von Gottes Erbarmen entspringt.

Die evangelisch-christliche Sicht sagt ganz klar: Weil Gott Dich annimmt mit seiner Liebe, deshalb kannst Du barmherzig sein gegenüber allen, die Dir begegnen. Du hast es nicht nötig, abzuwägen und abzugrenzen. Du hast die Fähigkeit und die Großzügigkeit, von Fragen abzusehen und schlicht das nahe liegende zu tun. Und ernst zu machen mit den Worten des Lukasevangeliums: „Seid barmherzig wie euer Vater barmherzig ist“ (Lukas 6,36).

Dialog
Dialog

Fotos: Martin Saß

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