Amtsleiterin verabschiedet

27. Okt 2016

Erika von Knorre entpflichtet

Nach 20 Jahren Leitungstätigkeit wurde Erika von Knorre am 19. Oktober 2016 in den Ruhestand verabschiedet. Der feierliche Gottesdienst fand inmitten einer großen Gemeinde in der St. Moritz-Kirche in Halberstadt statt. Die Predigt hielt OKR Thomas Begrich (Magdeburg) – siehe unten.

Der kräftige Gemeindegesang wurde virtuos von KMD Claus-Erhard Heinrich begleitet.

Bei der Entpflichtung sagte Superintendentin Angelika Zädow: Sie wird uns fehlen, aber wir gönnen sie auch denen, für die sie jetzt mehr Zeit haben wird; ihrem Mann, der ganzen Familie, dem Freundeskreis und all jenen, die sich jetzt auf ihre ehrenamtliche Hilfe freuen.

Die Mitarbeiterinnen des Kreiskirchenamtes Harz-Börde überraschten sie am Ende des Gottesdienstes mit einem Lied und je einer Rose.

Beim anschließenden Empfang gingen die Überraschungen und vor allem die Dankesworte weiter: Die Präsides der Kreissynoden, die Vertreterin der Landeskirche, Mitarbeitende aus dem Kirchenkreis, ehemalige und derzeitige Kolleginnen und ihre Nachfolgerin brachten Gereimtes und Ungereimtes zu Gehör und bei allem wurde deutlich, wie viel Wertschätzung sie sich im Laufe der Jahre erworben hat. Die Beiträge waren so spannend, dass kaum Zeit blieb, sich dem köstlichen Büfett zu widmen und nach den offiziellen Grußworten gab es noch die lange Schlange der Gratulanten.

Vielleicht wird sich das Ehepaar Erika und Arnulf von Knorre am Abend auf der zum Abschied geschenkten Gartenbank ausruhen können und alles noch einmal Revue passieren lassen.

Ursula Meckel

 

Abschiedsgedicht (Pastorin Ursula Meckel & Superintendentin Angelika Zädow)

 

 

Predigt am 19.10.2016

Verabschiedung von Kirchenamtsleiterin Erika von Knorre in Halberstadt

OKR Thomas Begrich

 

Zu der Zeit wurden Männer über die Kammern bestellt für die Vorräte, für die Abgaben, Erstlinge und Zehnten, um in ihnen die Anteile von den Äckern um die Städte her zu sammeln, die nach dem Gesetz für die Priester und Leviten bestimmt waren; denn ... [das Volk] hatte seine Freude an den Priestern und Leviten, die im Amt standen,

dass sie den Dienst Gottes und den Dienst der Reinigung versahen.

                                                                                (Nehemia 12:44,45)

 

Aber dann hatte der Priester Eljaschib, der über die Kammern bestellt war ... seinem Verwandten  Tobija eine große Kammer gegeben, in die man früher die Speiseopfer gelegt hatte, den Weihrauch, die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Wein und Öl, die Gebühr für die Leviten, Sänger und Torhüter, dazu die Abgaben für die Priester.

 

(Nun berichtet Nehemia selbst:)

... Aber [erst] als ich [nach längerer Zeit wieder] nach Jerusalem kam, merkte ich, dass es Unrecht war, was Eljaschib für Tobija getan hatte, als er ihm eine Kammer im Vorhof des Hauses Gottes gab. Und es verdross mich sehr und ich warf  allen Hausrat des Tobija hinaus vor die Kammer und befahl, dass sie die Kammer reinigten. Und ich brachte wieder hinein, was zum Hause Gottes gehörte, Speiseopfer und Weihrauch.

Und ich erfuhr [außerdem], dass die Anteile der Leviten nicht eingegangen waren und deshalb die Leviten und Sänger, die den Dienst ausrichten sollten, fortgegangen waren... Da schalt ich die Ratsherren und sprach: Warum wird das Haus Gottes vernachlässigt? Und ich holte sie zurück und stellte sie wieder in ihren Dienst. Da brachte ganz Juda den Zehnten vom Getreide, Wein und Öl in die Vorratskammern.

Und ich bestellte über die Vorräte [nun andere Leute] ... die

als zuverlässig galten und ihnen wurde befohlen, ihren Brüdern auszuteilen.

                                                                                  (Nehemia 13:4-13)

 

Was ist doch die Bibel für ein erstaunliches Buch!

Alles, alles, was wir heute auch erleben, kommt darin vor!

Heute lautete der Text etwa so:

 

Aber dann hatte der Minister Ballermann einen Freund, dem gab er einen Vertrag, der ihm viel Geld einbrachte; das aber ging zu Lasten des Haushaltes...

Oder so: Und der Pfarrer Müllermann kam zur Verwaltung und ließ sich für sein Haus ein zinsloses Darlehen geben...

 

Das also gab es schon immer! Nun nicht hier, hier in Halberstadt nicht, nein, aber trotzdem ist dieser Text wert, einmal darüber nachzudenken. Denn er lehrt uns einiges: Verantwortung und Kontrolle. Vertrauen, ja Liebe sogar. Und schließlich: Erfolg...

 

Aber nun der Reihe nach: Das Buch Nehemia aus dem Alten Testament, der Hebräischen Bibel, gehört zu den sog. Geschichtlichen Büchern der Bibel. Es handelt im 4. Jahrhundert vor Christus. Das Volk Israel (jedenfalls ein Teil davon, vermutlich die Oberschicht) war unter Nebukadnezar nach der Zerstörung Jerusalems nach Babylon verschleppt worden. Erst drei Genrationen später durften die Nachkommen zurück in die alte Heimat. Die aber sah schrecklich aus! Alles war kaputt, der Tempel zerstört und keiner hielt sich an die Gesetze! Nehemia war höherer Beamter des persischen Königs Artaxerxes, der die Nachfolge über das Babylonische Reich angetreten hatte. Als Nehemia, der Jude war, von dem Chaos in der alten Heimat hörte, erbat er sich Urlaub, um in Jerusalem beim Aufbau zu helfen und um wieder Recht und Ordnung zu schaffen.  Er errichtete Mauern um  die Stadt und baute den Tempel wieder auf. Vor allem aber erließ er Gesetze und führte die wertvollen religiösen Gebräuche wieder ein.

 

Dazu setzte er nun seinerseits Beamte ein. Die sollten es richten. Anfangs klappte es auch ganz gut. So ging Nehemia zufrieden zurück nach Babylon. Aber ach! Als er nach Jahren zurück kam, sah alles anders aus: die Räume des Tempels wurden mißbräuchlich privat genutzt. In der Folge funktionierte die Verwaltung der Opfergaben nicht, die Tempeldiener wurden nicht bezahlt und gingen davon... Alles zunichte, was mühsam aufgebaut worden war! Ein Tohuwabohu – wüst und leer. Was nun? Erst einmal wurde er zornig! Ließ alles rausschmeißen und alle Beteiligten sowieso!! Dann setzt er bessere Leute ein. Und langsam kehrte wieder Ordnung ein... Ein mühsamer Prozess!

 

Was geht uns das an? Nun, wir können viel daraus lernen:

Zunächst:

Man braucht die richtigen Leute. Nicht irgendwelche. Verwaltung muss gelernt sein – und die Priester konnten es wohl weniger.

Sodann:

Man muss auch in der Verwaltung für Regeln sorgen. Die Einhaltung der Regeln ist auch die Basis für Vertrauen. Vertrauen und Kontrolle sind Geschwister. Hingucken muss man schon. Das ist das, was Nehemia unterließ: Niemand kümmerte sich darum, ob alles seinen ordentlichen Gang ging! Das machen wir nun dezidiert anders! Wir haben Kontrollgremien, ein Vier-Augen-Prinzip und eine Rechnungsprüfung. Corporate governance  nennen wir das heute „neudeutsch“.

Vor allem aber:

Die Verwaltung selbst ist es ja, die für Recht und Ordnung sorgt. Gut ausgebildete Mitarbeiterinnen. Gute Strukturen und plausible Ordnungen. So wird  alles recht organisiert. Und so funktioniert es auch – besonders wenn man eine so freundliche und kompetente Amtsleiterin hat, die Erika von Knorre heißt!

Da wäre das nicht passiert, lieber Nehemia!

Aber wir lernen ja von ihm. Auch von seinen Fehlern.

Ein letztes noch: Als er das Fehlverhalten entdeckte, räumte er auf! Da wurde nichts unter den Teppich gekehrt und nichts mit einem falsch verstandenen Mäntelchen christlicher Nächstenliebe zugedeckt. Wer einen so gewaltigen Missbrauch des anvertrauten Gutes betreibt, der muss eben gehen! Wir nennen so etwas: Konsequenz. Das können wir auch, wenn ich auch einräume, dass wir hier manchmal vielleicht noch etwas besser werden können

(- wohlverstanden: von Halberstadt rede ich hier nun nicht!).

 

Jetzt aber kommt erst das Wichtigste: Für gute Ordnung ist nun wieder gesorgt. Eine funktionierende Verwaltung ist eingerichtet. Aber wozu dient sie? Und nutzt es etwas?

 

Ganz am Anfang dieses Textes steht es:

Die Abgaben waren für die Priester und Leviten (das sind die Tempeldiener) bestimmt. Aber doch nicht einfach so -  sondern damit sie den Dienst Gottes versehen. Und hier steht ein ganz wichtiges Wort: DENN das Volk LIEBTE die Priester und Leviten! Ihm war der Dienst Gottes wichtig! Das ist für mich eine wichtige Erkenntnis: Die Verwaltung sollte schon gut sein, bitteschön, - aber denen der Dienst Gottes unmittelbar anvertraut ist, die sollen es bitte unbedingt auch! Liebe und Vertrauen gehören nämlich auch zusammen!

Es geht also gar nicht um die Abgaben, das Geld, sondern um das Wesentliche: Den Dienst Gottes, die Verkündigung! Darum die ganzen Mühen! Darum auch so mancher Ärger! Jeder Verwaltungsmitarbeiter hat ihn schon erlebt, den Ärger, das Unverständnis das ihm entgegen gebracht wird, warum das nun mal so und nicht anders gemacht werden muss.

„Den Kollektenplan einhalten?? Die Abrechnung pünktlich vornehmen?? Wieso das denn??“

Weil es anvertrautes Geld ist! Geld für den Dienst Gottes! Diesem Zweck also dient die Verwaltung, der Sache selbst!

 

Ihr Lieben in der kirchlichen Verwaltung!

Wisst ihr das? Was Ihr für eine wunderbare Aufgabe habt? Mit Eurem Tun, sorgt Ihr dafür, dass der Dienst Gottes geschehen kann! Ist das nicht großartig? Gibt es etwas Besseres? Ähnliches ja, besseres aber nicht! Ihr seid nicht die Handlanger für irgendwen, sondern genau das: Seine Diener! Diener Gottes! Ihr seid nicht nur „die Verwaltung“! Ohne Euch geht es auch nicht! Darum haltet ihn bitte auch aus, den kleinen Ärger des Alltags... Ihr wisst ja, worum es wirklich geht.

 

In unserer Geschichte nun geschieht ganz am Schluss noch dieses: Ordentliche Arbeit zahlt sich aus. Besser gesagt, sie bewährt sich: Die Menschen gewinnen wieder Vertrauen und geben den Zehnten nun wieder, zahlen die Abgaben, finanzieren den Dienst am Hause Gottes.

Darum ist Vertrauen das größte Kapital, das wir in der Kirche haben! Die Menschen können darauf vertrauen, dass hier alles Rechtens ist – und das organisieren wir auch. Verantwortlicher Umgang mit dem anvertrauten Geld ist eine wesentliche Grundlage dafür, dass es uns  wieder und wieder anvertraut wird!

Das gelang Nehemia dann doch auch noch.

Und das gelingt Euch doch hier in Halberstadt auch, oder? Da bin ich sicher.

 

Und Nehemia hat endlich noch einen Wunsch, an Gott, den Herren. Darum endet dieser Text, sein Text, mit einem Gebet:

 

Gedenke, mein Gott, ... an mich und lösche nicht aus, was ich in Treue am Hause meines Gottes und für den Dienst in ihm getan habe!

                                                                                     (Nehemia 13:14)

 

So betet Nehemia, darauf kann er – so auch Ihr – vertrauen. ER wird ihn – und so auch Euch - nicht aus SEINER Hand fallen lassen!

Das Gebet dürfen wir heute auch für Erika von Knorre sprechen:

 

Gedenke, Gott, an Erika von Knorre, an ihren Dienst,  ihre Treue und lösche nichts von dem, was sie getan hat, aus!

Amen

 

Erika von Knorre
Moritz

Fotos: Sup. i.R. Günter Henning

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