Sommerlager auf Harzer Waldwiese

19. Jul 2015

Sieben- bis 14jährige, Josef und ein Waldkreuz

Pfarrer Ernst Wachter nennt es einen Werkstatt-Gottesdienst, mit dem im Mandelholz bei Elend (Kirchenkreis Halberstadt) im Beisein der Eltern das traditionelle Sommerlager für Kinder endet. „Ich selbst kümmere mich nur um die Predigt, für Dekor, Gebete und Lieder sorgen Kinder und Mitarbeiter.“  Mit 53 Kindern und 14 Mitarbeitern zog der Pfarrer für fünf Tage auf eine abgelegene Wiese, wo er bei einer Nachtaktion durchaus auch mal von einer Hexe gefesselt wird. Oder die Teilnehmer den Waldparcours „ziemlich gruselig“ finden.

Missionarisch nennt der Theologe, der in seinen kurzen Hosen kaum von seinen engagierten Mitstreitern zu unterscheiden ist, sein Tun. Die Hälfte der Zeltbesatzungen kommt nicht aus einem christlichen Elternhaus, ist aber gern mit den anderen Sieben- bis 14jährigen aus Elbingerode, Beneckenstein und Königshütte unterwegs. „Es war absolut toll“, wird so Eddy Kastinius zum Ende sagen und das Sommerlager 2016 schon mal fest in seine Ferienplanung einbeziehen.

Seit 2003 schlägt hier das Sommerlager die Zelte auf. Die Forstverwaltung unterstützt das Ansinnen ebenso wie das Hotel, das einige Wald-Minuten entfernt liegt. Gekocht wird nicht mehr wie in der Anfangszeit über offenem Feuer, sondern auf Gaskochern, doch 400 Liter Wasser müssen weiter täglich durch den Wald geschleppt werden. Für den Pfarrer ebenso kein Problem wie die Zehn-Kilometer-Bergwanderung. „Hier wird niemand geschont. Grenzerfahrungen sind wichtig und wertvoll.“

Was seit Anfang an blieb, trotz lockeren Umgangs mit Pfarrer und den 15- bis 27jährigen Mitarbeitern, ist eine straffe Ordnung zwischen Lagerfeuer und Zelten und die klare christliche Ausrichtung des Sommerlagers. „In diesem Jahr dreht sich alles um die Josefsgeschichte, um Streit und Versöhnung.“ Die Stämme, die Rahel, Asenat, Tamar oder Rebekka heißen, inszenieren Theaterstücke, führen Puppenspiele auf, empfinden nach, wie das mit dem Überleben in der Wüste war, oder spielen die Begegnung von Pharao und Josef nach. „Im Vorjahr hat sich zum Waldgottesdienst sogar eine Mitarbeiterin hier taufen lassen,“ erinnert sich Pfarrer Wachter an einen bewegenden Moment auf der herrlichen Waldwiese.

Er sieht sich keineswegs als „Obermacher“. Das alles wachse aus der Gruppenarbeit. „Wir bereiten etwas in einer großen Runde vor, beziehen dann jedoch alle Kinder ins Tun ein.“ So finden sich an der Seite von Ernst Wachter Abiturienten, ein Krankenpfleger, der Theologiestudent Christopher, die künftige Landschaftsgestalterin Christina  oder Luise, die für die Sommerlager-Tage extra Urlaub genommen hat. Dabei kann man erleben, wie den Kindern dort das Evangelium nah gebracht wird, ob beim täglichen Bibelspaß oder wenn aus Moos ein Waldwohnzimmer entsteht, ein Baumkegelspiel oder ein Balancierpfad gebaut werden. Ein Mädchen-Stamm aus dem Lager übernahm eine besonders wichtige Aufgabe: Aus Holz, Heu und Blumen schufen die Kinder das große Kreuz, das für den Naturgottesdienst aufgerichtet wurde.

Auch wenn das Sommerlager am Sonntag damit zu Ende ging, die Zelte hat die Kirche dort nicht abgebrochen. Die Kirchgemeinde Werben (Kirchenkreis Stendal) übernimmt zum vierten Mal den Staffelstab auf der Waldwiese im Oberharz. Für den altmärkischen Jugendreferenten Jan Foit wird das biblische Sommerlager fast ein Heimspiel. War er doch einst Vikar bei Ernst Wachter in Elbingerode und am Wernigeröder Stadtfeld-Gymnasium Religionslehrer.

Uwe Kraus

Sommerlager
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Fotos: Uwe Kraus

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