Halberstadt wehrt sich

Superintendentin Angelika Zädow:

Frage: Warum sollten die Halberstädter am Sonnabend gegen den Rechten-Aufmarsch demonstrieren? -  Antwort: Wir genießen es, in Freiheit zu leben und alle Vorzüge auskosten zu dürfen. Wenn es Kräfte gibt, die meinen, auf Kosten anderer diese Freiheit einschränken zu müssen, sollte jeder Bürger dagegen auf die Straße gehen.

Unsere Freiheit gilt es, mit anderen zu teilen. Wo rassistische Ideologie und nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet wird, gilt es, die Stimme laut für Toleranz und Respekt zu erheben.

Wenn Menschen Sorgen und Ängste haben, muss Raum dafür geschaffen werden, diese auszusprechen und zu überwinden. Denn keinem ist geholfen, wenn Menschen in ihrer Angst verharren. Dazu sind vor allem Informationen wichtig. Dazu gehört auch, die Zusammenhänge unseres politischen und wirtschaftlichen Wirkens mit der Fluchtbewegung so vieler Menschen zu verdeutlichen.

Am Sonnabend, dem 31. Oktober 2015,  haben alle die Gelegenheit, sich zu informieren. Wer praktisch helfen will, kann dies auf dem Holzmarkt tun. Und wer möchte, kann den Reformationstag feiern. Gerade diejenige, die um unsere christliche Kultur Angst haben, können dort zeigen, dass ihnen das christliche Abendland mit seiner Tradition des Reformationstages wichtig ist.

Vielleicht bietet gerade diese Zeit, in der so viele aus anderen Verhältnissen kommen, die Chance, etwas wieder neu zu lernen: ich meine die Dankbarkeit. Denn wir alle haben Grund dazu. Uns geht es gut, wir können Urlaub machen, wir können Unterstützung beantragen, wir können unsere Kinder zur Schule schicken. Dafür dankbar sein zu können, das würde auch der Neiddebatte entgegenstehen. Wir brauchen einen Perspektivwechsel in unserem Denken. Nicht fragen "was hat der andere, was ich nicht habe",  sondern staunend feststellen "wie reich ich bin".