Ehrennadel für Barbara Hofmann

15. Okt 2024

Mit der Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt erhielt Barbara Hofmann am 10. Oktober die höchste Ehrenamts-Auszeichnung unseres Bundeslandes. Sie war Gründerin der Grünen Damen am Klinikum Quedlinburg und als Leiterin dieser Ehrenamtsgruppe viele Jahre aktiv. Im Rahmen des Ehemaligentreffens der Quedlinburger Grünen Damen wurde ihr der Orden von Susann Arnhold-Wind, Leiterin des Fachbereichs Landrat im Landkreis Harz überreicht. 

An diesem besonderen Nachmittag gab es noch eine zweite Ehrung für dieses wichtige Ehrenamt: Fünf Lionsfreunde aus Quedlinburg haben gemeinsam ihre achtzigsten Geburtstage gefeiert und um Spenden für die Grünen Damen gebeten. Die zusammengekommenen 920 Euro werden nun in eine Fortbildung im Kloster Drübeck investiert.

Im Jahr 1995 entstehen in der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg erste Überlegungen, gemeinsam mit dem Klinikum Dorothea Christiane Erxleben einen ehrenamtlichen Besuchsdienst ins Leben zu rufen. In enger Kooperation mit dem damaligen Geschäftsführer Hans-Volkhard Hecht und der Oberin Heide Wahode wurde im Jahr 1997 das Team der Ökumenischen Krankenhaushilfe (Grüne Damen) gegründet. Barbara Hofmann hat mit der Gründung die Leitung übernommen und bis zum 26. Januar 2011 innegehabt.

In diese Leitungstätigkeit gehörte die Gewinnung und Verpflichtung der Ehrenamtlichen, die Erstellung der Dienstpläne, die „Pflege“ des Teams, die Gestaltung bzw. Organisation der monatlich stattfindenden Fortbildungen und schließlich auch die Öffentlichkeitsarbeit, mit deren Hilfe es gelang, die Zahl der Ehrenamtlichen auf 22 anwachsen zu lassen. All dies geschah in enger Abstimmung mit der Krankenhausleitung und dem Krankenhausseelsorger, der die Arbeit der Ehrenamtlichen begleitet.

Eine wesentliche Kompetenz von Barbara Hofmann ist hiermit markiert. In der nicht konfliktarmen Gründungsphase wusste sie dank ihrer kommunikativen und konzilianten Art im Gespräch zu bleiben und die Geschicke des noch jungen Teams zu lenken.

Ältere Krankenschwestern berichten noch heute, dass in der komplizierten Phase der Transformation des gesellschaftlichen Lebens und der Arbeitswelt nach der politischen Wende im Jahr 1989 dieses neue Team von manchen als Bedrohung wahrgenommen wurde. Sind Arbeitsplätze gefährdet, wenn Teile der Tätigkeiten von Ehrenamtlichen übernommen werden? Was bleibt von dem Berufsbild übrig, wenn Psycho-Soziales nicht mehr in der Hand der Hauptamtlichen liegt, wenn nur jene Zeit haben, um sich die Sorgen der Patientinnen und Patienten anzuhören, zu trösten? Welche medizinisch-fachlichen Kompetenzen bringen die neuen Mitarbeitenden eigentlich mit? 

Und weitere Fragen bewegten die Menschen, Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten: Steht das Grün der Kittel und im Titel des Teams etwa für eine politische Anschauung? Sollen Menschen erneut indoktriniert werden, wenn es sich bei der Ökumenischen Krankenhaushilfe um ein kirchliches Angebot handelt? Werden meine Grenzen geachtet, wenn ich keiner Glaubensrichtung angehöre?

Hand in Hand mit der Krankenhausleitung hat Barbara Hofmann mit Geduld und Gottvertrauen diese Ängste und noch weitere Gründe für Ressentiments ausräumen können. In vielen Gesprächen, vor allem aber durch ihr vorbildliches Tun im Umgang mit Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten ist es ihr und ihren Mitstreitenden gelungen, das Amt der Grünen Damen zu einem völlig selbstverständlichen Teil der Patientenbetreuung am Quedlinburger Klinikum werden zu lassen. In schöner Offenheit besteht das Team längst aus Ehrenamtlichen mit und ohne konfessionelle Bindung; auch ein Verdienst der langjährigen Leitung von Barbara Hofmann.

Matthias Zentner, Krankenhausseelsorger

Fotos: Musikalische Untermalung durch Beate Treu und Katharina Bobel, Blumen von Pflegedirektorin Ina Hopp, Urkunde und Ehrennadel von Susann Arnhold-Wind, Matthias Zentner als Fotograf