Licht

01. Sep 2023

Zwischen Licht und Dunkel zu unterscheiden, zwischen Tag und Nacht - das ist wohl zutiefst menschlich. Und ist vielleicht allen Lebewesen eigen. Wohltuend ist es uns, im klaren Licht zu stehen.

Ebenso wohltuend und zutiefst beeindruckend ist es, am nachtschwarzen Himmel Stern um Stern wahrzunehmen. Als Urgeschichte, als Grundlage allen Seins wird in der Bibel erzählt: Gott trennte Licht von der Finsternis. So wurde Nacht und Tag; daraus kam das Leben; es entstanden Pflanzen, Land, Luft und Wasser. Getrennt ist das Licht vom Dunklen. So beginnt das Schöpferische. Verlieren wir nicht, wenn die Nacht voller Lichter ist?

Getrennt zwischen Ja und Nein beginnt das Denken. Jede Entscheidung setzt einen Punkt. Jeder Punkt kann Anfang eines Gesprächs sein. Hitzig kann es zwischen den Standpunkten hin und her gehen. Schöpferisch kann es sein. Das ist unsere Chance.
Verlieren wir nicht, wenn alle Meinungen uns gleichermaßen gültig sind? Ist da nicht Einheits-Grau statt Lichtblick? Und wird sich dies durch Künstliche Intelligenz verstärken?

Zwischen Nacht und Tag ergibt sich unsere Grundstruktur. Ehe wir das Licht der Welt erblickt und den ersten Schrei getan haben, bestimmt sie uns. Lässt uns abwechselnd aktiv und passiv sein. Lässt uns aufnahmebereit, verarbeitend sein. Oder anpackend, bewerkstelligend.
Wir verlieren wir doch, wenn wir immer abrufbar sind, sowohl Träume als auch Tatkraft.
Tag und Nacht. Irgendwo muss jeder Mensch für sich die Trennung dazwischen finden. Seine Struktur und eigenen schöpferischen Raum.

Darüber hinaus haben wir persönlich und als Gesellschaft rote Linien nötig. Haben zu entscheiden, was fördert und was zerstört. Was wir tun und was wir lassen. Rote Linien finden wir in Geboten; sie beginnen oft mit einem Nein: Nicht zu töten, nicht falsch auszu-sagen, sich nicht anzueignen, was anderen gehört. Dies alles wird verneint, um des Lebens willen. Das Fördernde ist zu tun, Zerstörerisches ist abzulehnen, auch wenn es uns zunächst nützlich vorkommt. Durch die Bibel werden wir aufgefordert, Menschen des Lichts zu sein, Menschen der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Güte (Epheserbrief, Kapitel 5). Dies anstrebend, können wir forschen, fragen und uns entscheiden. Jedes Ja und jedes Nein kann auch Unverständnis hervorrufen. Doch verlieren wir uns sonst nicht in den Grauzonen?

Hoffend auf ein Ende des Krieges in der Ukraine und der Kriege in der Welt, festhaltend an der Ächtung von Streubomben, betend um wirksame Verhandlungen, Debatten in zerstörerischem Stil ablehnend wünsche ich Leben in gutem Lichtverhältnis und Gottes Segen.

Hannah Becker