„Und siehe, es war sehr gut.“ Gottes Blick auf seine Welt

23. Jul 2022

Es ist Sommerzeit. Entschleunigung macht sich breit. Die Wärme zwingt einen zu Pausen.

Vor den Eisdielen bilden sich lange Schlangen, in den Zügen tummeln sich Wandergruppen, die Autokennzeichen verraten die weite Anreise der Fahrenden, über den Dörfern und Kleingärten hängt der Duft von Gegrilltem. Kurzum: Es ist Sommerzeit. Entschleunigung macht sich breit. Die Wärme zwingt einen zu Pausen. Viele brechen in den Urlaub auf. Manche zieht es in die Ferne, andere machen aus ihrer Wohnung den Urlaubsort und erkunden die Umgebung. Die Schulen sind verwaist und auch in den Büros ist weniger los. Das ganze Jahr über geht es Schlag auf Schlag, doch im Sommer ticken die Uhren langsamer.

Im Alltag wirkt das Schwere schnell übermächtig. Eine schlechte Nachricht folgt auf die nächste. Die Gedanken kreisen um Krieg, Heizperiode und Inflation. Umso wichtiger sind da entschleunigte Zeiten, weil sie die Gelegenheit bieten, einen neuen Blick auf die Welt zu wagen und dabei zu entdecken, wie bunt sie ist und was es darin alles an Gutem gibt:
Da sind die vielen Veranstaltungen, bei denen man in diesen Wochen die Qual der Wahl hat. Konzerte von Klassisch bis Karat, Schützenfest, Sommerkino, Stadtfest, Familienwanderung – derzeit könnte man auf fünf Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Zwei Jahre Geselligkeit werden in einem Sommer nachgeholt, samt Musik, Begegnungen, Unbeschwertheit, Lachen, mancher Träne und Gänsehaut. Eben das volle Leben.

Da sind die langen Sommerferien. Eben war noch viel Aufregung: Zuckertütenfest, Abschluss der vierten Klasse, Zeugnisübergabe, Abschlussball und die Frage, was eigentlich mit den alten Heftern passiert. Manche richten den Blick schon wieder aufs neue Schuljahr, jetzt sind erstmal Sommerferien. Sechs Wochen, um sich mit Freunden zu treffen, abzuhängen, mit der Familie in den Urlaub zu fahren oder einfach nur die Langeweile zu ertragen.

Und dann sind da die vielen Ausflugsziele in der nahen Umgebung. „Wohnen, wo andere Urlaub machen“ ist schließlich auch ein Motto für die Menschen hier am Harz. Seit zwei Monaten nutzen viele das 9-Euro-Ticket, um Gottes bunte Schöpfung zu entdecken.

Denn als alles da war, also das kühlende Nass und der Boden unter den Füßen, die Pflanzen, Tiere und Menschen, da stellt Gott fest: „Und siehe, es war sehr gut.“ So unendlich viel Gutes stellt er uns zur Verfügung, um es auszukosten und zu genießen. Und gerade weil der Blick des Menschen viel zu schnell und zu oft auf das gerichtet ist, was vermeintlich fehlt, kann es eine heilsame Korrektur sein, in dieser lieben Sommerzeit hinauszugehen, die Freuden zu suchen und im Herzen festzuhalten.

Saskia Lieske