Fürchte dich nicht.

08. Jul 2022

Letztens erwischten mich drei Worte in der Kirche, die ich schon hundert Mal gehört hatte: „Fürchte dich nicht.“ Sie standen nicht erst seit gestern da, eingewebt auf dem Stoff-Parament am Lesepult. Aber plötzlich kamen sie wirklich bei mir an.

Ich hatte gerade die Altarkerzen angezündet und in mir kamen Fragen hoch: zu unseren Gottesdiensten und zu dem, wie wir aktuell das Leben in unseren Kirchen gestalten. Und mitten in den Fragen und Zweifeln war es da vorne am Altar für mich ein besonderer, heiliger Moment. Ein tiefes Gefühl von: Gott ist da. Und mein Blick traf auf die Worte und die Worte trafen auf mein Herz: „Fürchte dich nicht.“
Die Situation war immer noch die gleiche, aber in meinem Herzen hatte sich etwas getan. Ein kleines Wunder dort in unserer Kirche.
Oft spricht das Leben eher nicht von Wundern – nicht in unserem Alltag und nicht in der Welt um uns herum. Zumindest nicht so offensichtlich, oder wir nehmen die vorhandenen Wunder nicht wahr. Es ist so viel im Umbruch – in der Kirche und in unserer Gesellschaft. Auf vieles davon blicken wir mit Sorge – auf den Krieg in Europa, auf die Entwicklung der Sprit- und der Gaspreise, auf die Frage nach dem Klima … es ließe sich so viel aufzählen, was Menschen beunruhigt. Wo wir noch nicht sehen, wie es in naher oder fernerer Zukunft weitergehen kann und wird. Für all dies können wir Ermutigung ganz gut gebrauchen. Es ist so wichtig, hin und wieder solche mutmachenden Worte und Wahrheiten zu hören und zu spüren: Ich bin trotz allem mit meinen Fragen und Sorgen und Nöten nicht allein. Auch mitten im Alltag, in den ungeklärten Herausforderungen gelten die Worte für dich und für mich: „Fürchte dich nicht.“ Sagen wir es am besten auch einander weiter: Du bist nicht allein.
Gott segne dich!

Susanne Entschel