„Geh aus, mein Herz..."

04. Aug 2023

Ist der Dichter nicht doch etwas naiv, und schließen wir uns dieser Naivität nicht an, wenn wir es mitsingen?

... und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit...“ – haben Sie in diesem Sommer dieses Lied schon gehört, gesungen oder zumindest an diese Zeilen gedacht?

Das bekannteste Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch wurde von dem evangelischen Pfarrer Paul Gerhardt im Jahr 1653 gedichtet. Es ist ein fröhliches und kraftvolles Lied, das wunderbar den Sommer, seine Leichtigkeit und Fröhlichkeit beschreibt. In mehreren Strophen wird die Natur malerisch beschrieben, die im Sommer am schönsten ist. Wir werden ermutigt, die Natur als „des großen Gottes großes Tun“ zu sehen: Die „liebe Sommerzeit“ ist eine Zeit, die das Herz, die Mitte des Menschen, in besonderem Maße erfüllt.

Damit meint der Dichter aber nicht die überfüllten Strände, Sonnenbäder, Grillpartys oder das leckere Eis, also die Dinge, die uns in dieser Jahreszeit am meisten Spaß machen. Ihm geht es vielmehr um die Freude des Herzens, die durch Gottes Gaben und sein Tun, durch seine Schöpfung bewirkt wird – die Natur, die Gärten, Blumen, Bäume, Wiesen, Vögel und Bienen spiegeln Gottes Tun an uns wider. Und damit Gott selbst.

Klingt das nicht zu sehr nach vollkommener Welt? Ist der Dichter nicht doch etwas naiv, und schließen wir uns dieser Naivität nicht an, wenn wir es mitsingen? Denn dass die Welt auch ganz anders sein kann und ist - wissen und erfahren wir täglich.

Das wusste und erlebte auch Paul Gerhardt, der die meiste Zeit seines Lebens während des 30-jährigen Krieges verbrachte. Im Chaos und im Leid dieser Zeit erhebt er seine Stimme und erzählt von der Schönheit der Schöpfung Gottes, die seine Kraftquelle ist. Er zeigt einen Weg auf, der das Herz, das Innere des Menschen trotz allem nährt und den Weg in eine frohe Zeit eröffnet: In eine Zeit in Gottes Sinne.

Darum: Geh aus, mein Herz! Gehe dahin, wo Du bekommst, was dich im Inneren deines Wesens erfreut!

Roseli Arendt-Wolff


Pfarrerin Arendt-Wolff

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