„Das perfekte Weihnachten“

22. Dez 2023

in jedem Advent dasselbe. Großflächige Werbung, die uns zeigen will, wie Weihnachten in diesem Jahr perfekt wird.

Das perfekte Geschenk. Das perfekte Essen. Die perfekte Dekoration. Der perfekte Baum. Große Erwartungen. Glückliche Kinderaugen, Harmonie in den Wohnungen, Frieden in der Welt. Einfach perfekte Weihnachten.

Jedes Jahr kurz vor dem 1. Advent krame ich unsere alte Weihnachtskrippe heraus. Ich habe sie von meinen Großeltern geerbt. Wie alt die Weihnachtsfiguren mit Josef und Maria wohl sein mögen, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wer sie schon alles in den Händen gehalten hat. Perfekt sind sie nicht. Dem Esel fehlt ein halbes Bein. Dem Ochsen sogar zwei. Und bei einem der Heiligen Drei Könige muss ich mit Heißkleber immer wieder einmal neu den Kopf ankleben, manches Jahr hängt er dann etwas schief. Alles weit entfernt von perfekt.

Der erste Advent und das erste Weihnachten damals in Bethlehem waren auch alles andere als perfekt. Maria hätte sich mit Sicherheit einen besseren Platz zur Geburt ihres ersten Kindes vorstellen können. Und ich vermute, Josef wäre lieber selber eindeutige der Vater des Neugeborenen gewesen, anstatt solche verwirrenden Verhältnisse vorzufinden. Und auch bei den Hirten auf dem Feld blieben viele Wünsche unerfüllt, Männer am Rand der Gesellschaft.

Liebe Leserinnen und Leser, und doch öffnet sich gerade den Hirten der Himmel. Und sie hören die Weihnachtsbotschaft: „Fürchtet Euch nicht! Euer Retter ist geboren!“ Und Maria und Josef begreifen zaghaft, welches Geschenk sie nun mit dem Kind in ihren Händen halten.

In unserer alten Krippe stützen sich Esel und Ochse gegenseitig. So fällt keiner um. Und beim König sitzt der Kopf in diesem Jahr zwar nicht perfekt, aber das Wichtigste ist: er ist dabei, angekommen im Stalle beim Jesuskind, beim Retter.

Ich wünsche uns allen natürlich frohe und festliche Weihnachtstage. Aber perfekt müssen sie nicht sein. Das Wichtigste ist: dass wir da sind, dass wir ankommen, beieinander, bei uns selbst und bei Gott.

Frank Freudenberg