Mal alles hinter sich lassen …

26. Jul 2024

Wir sind mitten in der Ferien- und Hauptreisesaison. Früher habe ich dann immer viele bunte Ansichtskarten bekommen, heute sind es bunte Grüße auf das Handy und über das Internet:

Fotos von Stränden oder Bergen und glücklich lachenden Menschen. Freundinnen und Freunde lassen mich wissen, wo und mit wem sie ihren Urlaub verbringen, sich erholen, abschalten oder wie viele sagen bzw. schreiben:
„Mal alles hinter sich lassen – den Alltagstrott und Alltags-stress – manches Unerfreuliche – auch Langweilige – auch Ärgerliche. Sonne tanken oder wandern, Museen besuchen oder lesen, mit den Kindern oder Enkelkindern Zeit verbringen.“ Ein schönes Gefühl, wer freut sich nicht auf seinen Urlaub; darauf, mal alles zurückzulassen – für eine Weile!

Für eine Weile ist das wichtig und schön. Anders sieht es für mich aus, wenn Menschen ihre Vergangenheit vergessen wollen und das möglichst für immer. Wenn sie im Nachhinein alles entwerten, was sie jemals gedacht und gesagt und getan haben, dann werde ich misstrauisch, weil ich weiß: Meine Vergangenheit begleitet mich.

Vieles will ich gar nicht vergessen; weder gute noch schlechte Erfahrungen und kann es ja auch nicht wirklich. Höchstens etwas verdrängen, was dann eines Tages unvermutet und unerwartet wieder auftaucht.

Besser also, ich stelle mich dem: Was hat mich geprägt, wie bin ich geworden, wer ich jetzt bin. Was will ich bewahren, was muss ich loslassen?

Zu meinem Leben gehört der christliche Glauben. Wie viele andere Menschen kenne ich Zweifel: Eigenes oder fremdes Leid verunsichert, Ungerechtigkeiten irritieren. Der allmächtige, allwissende und grenzenlos barmherzige Gott wird täglich durch die Weltverhältnisse widerlegt.

Ich weiß: Alle Versuche, den Himmel auf Erden einzurichten, führen in Enttäuschung. Wer ernsthaft versucht, die Welt zu retten, gerät leicht in Verzweiflung oder in zynische Menschenverachtung.

Ich weiß ebenfalls: Begegnungen mit Jesus können das Leben verändern. Glaubende sind mit ihm auf einem Weg. Unterwegs sein heißt, dass die Zweifel bleiben, sie müssen uns nur nicht mehr besiegen.

Glauben ist und bleibt ein Prozess – ein Wachsen und Werden und Laufen – sich bewegen. Ich bin mitten darin, bin auf dem Weg, ich habe es noch nicht begriffen und nicht ganz ergriffen – doch ich bin ergriffen.

Schön wäre, wenn es vielen Menschen so erginge: Dass sie sich ergreifen lassen und unterwegs bleiben. Dass sie nicht mehr loskommen von der Art und Weise und vom Wesen Jesu und damit unbeschwerter und freier leben können.
Im Urlaub und im Alltag.

Ursula Meckel