Dem Hass mit Liebe begegnen

01. Dez 2023

Die Adventszeit ist Fastenzeit. Innehalten und entdecken, was wirklich im Leben wichtig ist. Auf alles fette, süße, vernebelnde, manipulierende könnten wir verzichten.

Wir können in uns hinein hören und fragen: Was ist mir wichtig an meiner Familie? Welche Werte gebe ich meinen Kindern und Enkeln weiter? Welche Freunde habe ich? Was verbindet mich mit meinem Arbeitskollegen? Was macht glücklich? Was macht wütend und wie begegne ich meiner Wut? Und was kann ich Gutes für mein Dorf oder meine Stadt tun? 

Am ersten Advent denken wir an den Christus, der als König in Jerusalem einzieht. Die Tore stehen ihm offen. Ein König, der nichts hat und der sich einen Esel ausleiht, um in die Stadt zu kommen. Schon damals war das außergewöhnlich. Dieser König will Gerechtigkeit. Sein Programm ist auf die Armen ausgerichtet, auf die Armen im Geiste und die finanziell Schwachen. Wir sagen heute, auf das Prekariat ausgerichtet. Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Spätestens zu Weihnachten entdecken wir Menschen, dass es die Liebe ist. Die Liebe ist die Kraft der Schwächsten. Es ist die Kraft, die einer „kriegstauglichen“ Armee die Stirn bietet. 

Ich bin vor kurzem einem höherklassigen SUV hinterher gefahren mit der Aufschrift „Grüne an die Ostfront“. Da stieg Wut in mir auf. Solch eine Aussage zerstört unser demokratisches Miteinander. Meiner Wut kann ich nur mit Liebe begegnen. Diesem abgrundtiefen Hass darf ich mich nicht beugen. Salman Rushdie sagte zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels „Wir können dem Hass nur mit Liebe begegnen.“ 

Die Adventszeit in diesem Jahr können wir nutzen zum Abbau von Hass. Wir können sie nutzen, der Liebe zum nächsten Menschen einen viel größeren Raum zu geben, als wir es sonst tun. Dieser König kommt auch zu dir. Mach ihm die Tür auf und lass hinein. Die deutsche Tradition des Adventskalenders nimmt das offene Tor auf. Lasst uns hineinschauen in das Wunder der Liebe. Es bewegt so viel Gutes.


Hans Jaekel

Hans-Christoph Jaekel, Pädagogisch-diakonischer Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt

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