Macht hoch die Tür

08. Dez 2023

Zu keiner Zeit des Jahres wird so viel gesungen und Musik gehört wie jetzt. Und zu keiner Zeit ist so viel vom Türöffnen die Rede.

Ein Lied, das beides verbindet, beginnt mit den Worten: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit…“. Es trägt die Nummer Eins im Evangelischen Gesangbuch und markiert den Beginn des neuen Kirchenjahres und der Adventszeit.

Entstanden ist es mitten im Dreissigjährigen Krieg. Es war eine unruhige, unsichere Zeit. Die Menschen hatten nur wenig Anlass zur Hoffnung. Der Krieg stand immer vor der Tür. Der Autor des Liedes, der Pfarrer und Musiker Georg Weissel (1590-1635), soll einmal mit anderen Menschen zusammen bei einem Schneesturm im Dom im ostpreußischen Königsberg Schutz gesucht haben. Der Küster öffnete die Tür und begrüßte freundlich: „Willkommen im Hause des Herrn! Hier ist jeder in gleicher Weise willkommen! Sollen wir nicht hinausgehen auf die Straßen und alle hereinholen, die kommen wollen? Das Tor des Königs aller Könige steht jedem offen.“

Aus der „Predigt“ des Küsters, im Zusammenhang mit dem adventlichen Psalm 24, machte Weissel am selben Abend das bekannte Lied. Am zweiten Advent 1623 – also vor 400 Jahren – wurde es zur Einweihung der neu gebauten Altroßgärter Kirche in Königsberg zum ersten Mal gesungen.

In einer unruhigen Zeit – ob damals oder heute – ruft das Lied die Menschen dazu auf, Gott freudig in ihre Häuser und ihre Herzen einziehen zu lassen: „O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da diesen König ziehet ein“. 

Das Lied lässt sich gut singen – in der Adventszeit darf es nicht fehlen! Es schafft einen heilsamen Moment der Ruhe in einer unruhigen, krisengebeutelten Welt und drückt den Wunsch nach äußeren Frieden und innerer Ruhe aus. Der König, der hier empfangen wird, herrscht nicht mit Macht und Gewalt, sondern: „Sanftmütigkeit ist sein Gefährt“. Er ist der Heiland, der gewaltlos alles gut werden lässt.

Diese Botschaft muss jedes Jahr aufs Neue gesagt werden. Gerade jetzt tut es gut, wenn Türen geöffnet werden. Nicht nur die der Adventskalender mit der leckeren Schokolade dahinter, sondern auch die der Kirchen und Häuser. Insbesondere aber sollen die Herzenstüren geöffnet werden, für Gott und für die anderen, damit Gottes Freundlichkeit unter uns Menschen erscheine.

Roseli Arendt-Wolff

Pfarrerin Arendt-Wolff

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