Behütet

25. Apr 2023

Gott ist wie ein guter Hirte, der dafür sorgt, dass ich das finde, was ich zum Leben brauche:

Es hängt über dem Lesesessel in meinem Arbeitszimmer: Das Bild vom guten Hirten. Es ist eines der wenigen erhaltenen Andenken an meine Großeltern mütterlicherseits. Vermutlich bekamen sie es zu ihrer Hochzeit Anfang der 30er Jahre geschenkt.

Das in einen schwarzen Holzrahmen mit Glasscheibe gefasste Bild eines unbekannten Künstlers – vermutlich ein Nachdruck – zeigt eine Schafherde in einer offenen Heidelandschaft mit grünen Wiesen und einer Wasserstelle, zu der die Tiere – von rechts kommend und von der Sonne beschienen – hinströmen. Einige der Schafe trinken schon. Mittig im Hintergrund und von den Schafen halb verdeckt steht ein Hirte, der sich auf seinen Stock stützt und die friedliche Szene beobachtet. Sein Hütehund, zu dem er Blickkontakt zu halten scheint, flankiert die kleine Herde aufmerksam.

Auf dem Bild finden sich keine deutenden Worte, kein Bibelvers ist beigegeben. Und das ist gut so. Ich kann es als das sehen, was es vordergründig ist: Ein aus heutiger Sicht etwas kitschiges, romantisch-verklärendes Schäferidyll, das zu Zeiten meiner Großeltern, die auf dem Lande lebten, ein Stück ihrer Lebenswirklichkeit abbildete.

Ich kann es aber auch sehen als ein Bild für eine tiefer gehende und weiter reichende Geborgenheit und dafür, was es heißen könnte, mich dieser guten Kraft in meinem Leben anzuvertrauen, die ich Gott nenne.

Gott ist wie ein guter Hirte, der dafür sorgt, dass ich das finde, was ich zum Leben brauche: Einen friedlichen, sonnigen Ort, an dem ich Nahrung finde.

Dabei bin ich nicht allein. Ich bin Teil einer Gemeinschaft, die auf der Suche ist und sich geborgen weiß in Gottes Gegenwart. Darauf will ich vertrauen. Nicht nur am „Tag des Guten Hirten.“

Christian Plötner

Christian Plötner 2023

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Pfarrer Christian Plötner
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