Herz oder Hirn?

08. Sep 2023

Wo sitzt die Seele? Sie spielt wieder eine größere Rolle - die Seele. Die Sorge um sie wird in einer verwundeten Welt immer intensiver.

Menschen brauchen das Gespräch um ihre Seele. Oder rituelle Übungen, die sie ansprechen. 

In Afrika habe ich gelernt, dass in allem eine Seele sitzt. In einem Stein ebenso wie in Blumen, den Tieren, den bewohnten und unbewohnten Häusern. Und es kann eine befreite sein oder eine durch Menschen behinderte Seele.

Die Menschheit überlegt seit Jahrtausenden, wo sie beim Menschen denn sitzt: im Herz oder im Hirn? Aristoteles sah das Herz als die Schaltzentrale der Seele an. Durch das Blut fließe sie durch den ganzen Körper.

Der bedeutende Mediziner des 2. Jahrhunderts Galen von Pergamon war überzeugt, dass das Gehirn die Seele umschließt. Sie sei durch die Nerven mit dem ganzen Körper vernetzt.

Franz von Assisi spricht mich mit seiner Deutung besonders an: Er findet sie in seiner Haut. Wenn sie berührt wird, öffnet sich die Seele eines Menschen. Sie wird erkennbar. Wenn du einen Menschen streichelst, findest du zur Welt der Seele. Assisi schreibt „…die Haut ist für mich fassbar, erfassbar und gleichzeitig ist sie mehr. Sie ist ein Geheimnis. 

Berührung bedeutet mir mehr als die Berührung von Haut zu Haut. In ihr treffen sich zwei diesseitige und zwei jenseitige Wesen mit ihren Welten aufeinander…die Berührung über die Haut ist ein Fest für die Seele…“

Es ist so wichtig, dass wir unseren Seelen etwas Gutes tun. In welchem Grundverständnis auch immer. Eine befreite, erlebbare Seele beflügelt Menschen. Die Lebenskraft liegt in ihr.

Der kirchliche Wochenspruch für die kommende Woche nimmt das Thema auf: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Berühren Sie sich und lassen Herz und Hirn sprechen. Ich wünsche eine befreite Seele.

Hans Jaekel


Hans-Christoph Jaekel, Pädagogisch-diakonischer Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt

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