Weisheit

27. Aug 2021

Es kann sein, dass wir – später einmal – als Weise gelten werden: Die damals, die weise genug waren, Gerechtigkeit zu schaffen, Armut zu tilgen, die Hilflosigkeit zu beenden ...

Hiob 28
Man bricht Stollen durch die Felsen, und alles, was kostbar ist, sieht das Auge. Man wehrt dem Tröpfeln des Wassers und bringt, was verborgen ist, ans Licht. Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? Niemand weiß, was sie wert ist, und sie wird nicht gefunden im Lande der Lebendigen. Die Tiefe sprich: „In mir ist sie nicht“, und das Meer spricht: „Bei mir ist sie auch nicht.“ Man kann nicht Gold für sie geben, noch Silber darwägen, sie zu bezahlen. Gott weiß den Weg zu ihr, er allein kennt ihre Stätte, ergründete sie und sprach zum Menschen: „Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht.“

Es kann sein, und wir werden es schaffen, weise genug zu sein für das, was kommt: werden die Gewalten bändigen, die die Welt regieren, werden den hellen Pfad in die Dunkelheit legen und Gerechtigkeit finden.
Es kann sein, dass wir auch weiterhin Herr der Lage sein werden, rechtzeitig die Regeln finden für den geänderten Mechanismus der Welt; wir werden die Aufgaben verstehen, vor denen wir stehen, und mit unsren Freunden und mit unseren Kindern das Beste aus allem machen und die Hoffnung nicht verlieren, dass alles gut werden wird für uns und unsere Freunde und für unsere Kinder.
Es kann sein, dass wir nach der biblischen Weisheit suchen werden wie nach einem verlorenen Schlüssel, in der Hoffnung, das Schloss werde sich noch öffnen lassen, wenn wir ihn wiederhaben, den Schlüssel der Weisheit. Und der Erkenntnis.
Es kann sein, dass wir – später einmal – als Weise gelten werden: Die damals, die weise genug waren, Gerechtigkeit zu schaffen, Armut zu tilgen, die Hilflosigkeit zu beenden und zuverlässig zu sein in der Bedienung alles dessen, was man ihnen – uns – anvertraute. Das wird man von uns sagen.
Es kann sein, dass Gott selbst (wir wollen das gerne glauben) wiederum freundlich und erleichtert alles in unsere Hände legt: all den Reichtum, all die Liebe, alle Wasser und alle Felder, damit unsere Hände als Zeichen der Weisheit gelten dürfen, Werkzeuge, die das Richtige zur richtigen Zeit tun und vollenden.
Es kann sein, dass wir Weisheit in uns tragen wie eine eigene Haut und gerne ihre Schülerinnen sind und Schüler oder – besser noch – ihre Meister, die würdevoll das denken und tun, was gerecht ist.
Es kann sein, dass uns das noch gelingen wird. Hiob gab die Hoffnung nicht verloren. Seine Hoffnung lässt sich teilen. Ich möchte das gerne, dass Gott die Weisheit sieht und zubereitet für Menschen wie mich, Leute wie uns.

Christoph Carstens