Novembertage

Früher rückte man in dieser Jahreszeit in den Stuben enger zusammen und erzählte Geschichten. Mancher mag Geschichten. Andere wollen über Geschichten nicht den Blick auf das verlieren, was uns Sorgen macht.

Hier eine Geschichte für Beide - das letzte Buch der Bibel, die Apokalypse des Johannes: Im Himmel wird ein Buch mit sieben Siegeln geöffnet. Über die Erde kommen daraufhin die vier apokalyptischen Reiter: der Ritter der Macht, der Krieg, die Verteuerung und der Tod. Stürme toben. Plötzlich ist am Himmel eine Frau zu sehen. Sie hat eine Krone mit 12 Sternen auf dem Kopf, und die Sonne steht hinter ihr und umgibt sie wie ein Kleid. Die Frau ist schwanger und wird bald ihr Kind bekommen.

Ein riesiger Drache mit sieben Köpfen, auf denen die Zahl 666 steht, fliegt heran und stellt sich vor die Frau, um ihr Kind zu fressen. Engel greifen den Drachen an, die Frau und ihr Kind werden an einen sicheren Ort gebracht.
Der Drache tobt sich auf der Erde aus: Die Temperatur steigt. Hautkrankheiten und Allergien nehmen zu. Wälder brennen. Vulkane brechen aus.

Ein Engel fesselt den Drachen - auf der Erde beginnt eine lange Zeit des Friedens.

Dann befreit sich der Drache. Es kommt zu einem großen Kampf bei einem Ort namens Armageddon. Der Drache wird besiegt.

Vom Himmel kommt eine neue Stadt herunter und schafft die Verbindung zwischen Himmel und Erde, und eine große Stimme sagt: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen. Er wird bei ihnen wohnen und alle Tränen von ihren Augen abwischen, und es wird keinen Tod mehr geben und kein Leid.“

Soweit die Vision des Johannes. Visionen sind nicht dazu da, geglaubt zu werden oder auf ihren Wahrheitsgehalt hin berechnet zu werden. Sie können uns in Bewegung bringen. Den Schubs geben, das zu ändern, was geändert werden will - nicht aus schlechtem Gewissen heraus, sondern aus einer Hoffnung heraus:
Die Frau mit dem Kind - die Liebe - wird stärker sein als der Tod. Ich wünsche Ihnen gute Novembertage.

Paul Beutel