„Er ist nicht hier; er ist auferstanden!“ (Matthäus 28,6)

01. Apr 2021

„Weicht ihr Trauergeister“ (EG 396,6)! Jesus liegt nicht auf dem Friedhof, und wir sind keine Friedhofsgärtner. Wir sind fröhliche Christinnen und Christen – ob wir nun in Präsenz zusammenkommen oder online die Auferstehung feiern.

Ostern beginnt mit einer Enttäuschung: „Er ist nicht hier!“ Das hören die Frauen, als sie zum Grab kommen, um den Leichnam Jesu für die Ewigkeit zu salben. Daraufhin müssen sie wieder gehen, tun dies auch, und tragen eine nur vage Hoffnung bei sich: „Auferstanden? Wahrhaftig auferstanden?!?“
Den Frauen wird am Grab gesagt, wohin sie gehen sollen, nämlich zu den anderen Jüngern und dann nach Galiläa. Sie haben ein Ziel vor Augen. Aber ich ahne, dass sie auf dem Weg dorthin viel Unsicherheit begleitete, dass mehr Fragen in ihnen waren als Antworten.

Wir gehen das zweite Mal unter den Bedingungen der Pandemie auf Karfreitag zu, um dann die Osternacht zu erleben und um befreit das Osterfest zu feiern. Unser Weg seit dem letzten Osterfest ist von viel Unsicherheit begleitet worden. Auch jene Antworten, die wir noch in der vergangenen Woche auf die Frage nach den Präsenzgottesdiensten fanden, stehen unter Vorbehalt: Ist dieser Weg der richtige?

Schaue ich auf die Ostererzählung, staune ich wieder einmal über die Aktualität des Gotteswortes: Der Weg der Frauen, dem sich dann die Jünger anschließen – vom Grab weg hin nach Galiläa, von Unsicherheit und nur vager Hoffnung hin zum befreiten Aufatmen, als sie dann tatsächlich dem Herrn begegnen – dieser Weg ist ganz offenbar immer wieder auch der unsrige. Und weil das so ist, gilt es, die Verzagtheit innerhalb der Hoffnung und all unsere Fragen stetig (!) zu konfrontieren mit der grandiosen Verheißung: „Er ist auferstanden! Ja, er ist wahrhaftig auferstanden!“

Denn inmitten dieser Verheißung leben wir – und zwar auf allen Wegen, die wir gehen, ob nun Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder in der Trinitatiszeit. Ob nun mit festen oder mit unsicheren Schritten. Wir leben in der Verheißung des Auferstandenen, wie Maria Magdalena, die Jesus zunächst für den Gärtner hält, oder wie die Emmausjünger, die erst nach dem Mahl mit dem Auferstandenen erstaunt sagen: „Brannte nicht unser Herz“. Der Auferstandene ist an unserer Seite!

Deshalb: „Weicht ihr Trauergeister“ (EG 396,6)! Jesus liegt nicht auf dem Friedhof, und wir sind keine Friedhofsgärtner. Wir sind fröhliche Christinnen und Christen – ob wir nun in Präsenz zusammenkommen oder online die Auferstehung feiern. In unseren Kirchengemeinden geben wir Jesu Liebe Gestalt als Hoffnungszeichen für die Welt. Als Kirche im Landkreis Harz (und im Landkreis Börde) bezeugen wir den Auferstandenen als Sieger und kommenden Herrn. Die Herren dieser Welt gehen, auch die Pandemien.

Ich wünsche allen von Herzen einen besinnlichen Karfreitag und Karsamstag,
eine bewegende Osternacht und dann ein fröhliches Osterfest!

Ihr Superintendent Jürgen Schilling