Der Duft von frischem Brot

16. Jul 2021

Brot: Es muss geteilt werden. In Scheiben geschnitten oder auch gebrochen, ein Brot reicht für viele.

Die meisten Menschen mögen ihn, den Duft von frischem Brot. Fast in jedem Haushalt ist es zu finden. Der Dichter Heinrich Böll hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Das Brot der frühen Jahre“. Er erzählt von einem jungen Mann, der ein Erlebnis aus seiner Kindheit nicht vergessen konnte. Er hatte seinem Vater in den Ohren gelegen, beim Bäcker um etwas Brot betteln zu dürfen, weil er Hunger hatte und als der Vater endlich zustimmte, lehnte der Bäcker ab. Später konnte er nie an einem Bäckerladen vorbeigehen, ohne Brot zu kaufen; viel mehr, als er selbst essen konnte.
Von uns wissen nur noch die Älteren wirklich, wie weh Hunger tun kann. Wir wissen aber alle, wie gut frisches Brot riecht und schmeckt und dass es satt macht.
Allerdings nicht nur Brot allein. Im wichtigsten Gebet der Christen, dem Vaterunser, heißt es: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Das meint mehr, als nichts im Magen zu haben.
In der Bibel wird über Jesus gesagt: Er ist das Brot des Lebens.
Brot: Nicht nur, dass es gut duftet und gut schmeckt. Es muss geteilt werden. In Scheiben geschnitten oder auch gebrochen, ein Brot reicht für viele. Ich glaube, dass Jesus das gemeint hat, wenn er von sich als dem Brot des Lebens spricht:
Teilt miteinander, teilt einander mit, was euch bewegt und beschäftigt, was euch traurig macht und was euch freut. Seid nicht zufrieden damit, selbst genug zu haben. Kümmert euch um diejenigen, die hungern nach Brot, nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach Gemeinschaft.
Bei uns hat kaum jemand richtigen Hunger. Doch es gibt Menschen, die das Leben satt haben, weil ihnen anderes als Brot fehlt: Menschen, die sich um ihr Leben betrogen fühlen; Menschen, die ihre Arbeit und ihr Auskommen verloren haben; Menschen, die gescheitert sind und keinen Ausweg mehr sehen; Menschen, die ohne Menschen sind, vielleicht mit vollem Bauch, aber ohne Würde.
Wenn Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens, dann meint er es so. Mit allem, was er getan und gelebt hat.
Der junge Mann aus dem Buch von Heinrich Böll hat lange so gelebt, dass er nur nach dem Zweck fragte. Dann begegnete er einem Mädchen und das hat ihn verändert. Er wird fähig, Opfer zu bringen. Von seinem mühsam ersparten Geld kauft er ihr einen Strauß weißer Rosen, für das er viel Brot hätte kaufen können. Liebe und Zärtlichkeit haben gesiegt über die Härte und Bitterkeit seiner frühen Jahre.

Ursula Meckel