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14. Jun 2020

Die ungleiche Verteilung von Wohlstand könnte sich umkehren. Dieses Szenario ist denkbar. Es ängstigt Menschen.

Lokales / GEDANKEN ZUM TAG / MZ QLB 13. Juni 2020


Die deutsche Politik reguliert den Wohlstand. Mit unglaublich viel Geld. Die Frage nach gerechtem Einsatz dieses Geldes beschäftigt Menschen. Meines Erachtens nach wird nicht mit gleichem Maß gemessen, wenn es um die zu unterstützende Not geht. Das schafft absehbar Konflikte.
Am Sonntag dem 14. Juni 2020 lesen wir in den Kirchen einen interessanten Text: Da ist ein reicher Mann. Gekleidet in feinem Leinen. Er lebt gut. Kann sich tägliche Fleischmahlzeiten gönnen. Tolles Haus mit Dienerschaft. Vor dem Haus bettelt ein Armer. Um Aufmerksamkeit seiner Situation. Um Anerkennung seiner Persönlichkeit. Um Lebensmittel. Der Reiche sieht den Armen und tut nichts. Als der Arme stirbt, so wird erzählt, tragen ihn die Engel in den Himmel. Vater Abraham bittet ihn im Himmel an seinen Tisch. Da kann er sich es gut gehen lassen. Als der Reiche starb, wurde er begraben. Da unten lag er nun und quälte sich. Er rief von unten zum Himmel hinauf, dass ihm der ehemals Arme helfen möge. Und Abraham antwortete: Du hast in deinem Leben alles bekommen. Jetzt ist der Arme an der Reihe. Und der Reiche wollte, dass seine Familie auf der Erde vor Unachtsamkeit und Egoismus gewarnt wird.
Es bleibt uns nichts weiter übrig, als den Text so zu verstehen, wie er zu verstehen ist. Er ist immerhin Grundlage unserer christlichen Ethik, Grundlage unseres Sozialstaates. Es kommt der Tag, an dem den Reichen der Wohlstand auf die Füße fällt. Oder sie haben rechtzeitig gerecht geteilt von dem, was da ist. Im Kleinen wie im Großen gilt es zu teilen. Immer und immer wieder. Dem kleinen Mann und der kleinen Frau, dem Flüchtling, dem Menschen mit anderer Hautfarbe, der alleinerziehenden Mutter, der Pflegerin im Altenheim, dem arbeitslosen Mann ohne Perspektive gebührt unsere Aufmerksamkeit. Ihnen gebührt die Anerkennung ihrer Persönlichkeit. Das ist der Beginn von Gerechtigkeit.
Hans Jaekel

Hans-Christoph Jaekel, Pädagogisch-diakonischer Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt

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