Teure Ignoranz

18. Mär 2018

Ursula Meckel

Auf einem Autoaufkleber las ich: „Ich bin nicht taub, ich ignoriere Sie!“ und musste unwillkürlich lachen. Mir fielen auch gleich mehrere Situationen ein, in denen das Nichthören perfekt praktiziert wird: Kinder, die ins Spiel vertieft sind hören nicht, wenn sie gerufen werden, Erwachsene können sich taub stellen bei unangenehmen An-Sprachen und selbst meine Kater praktizieren das.

Allerdings: Seit Jahren warnen Forscher vor den Folgen unseres Umgangs mit der Natur. Klimawandel und Klimakatastrophe sind Schlagworte, die ursprünglich ein paar „grünen Spinnern“ zugeordnet wurden. Inzwischen schwant auch eher Unbedarften, dass die Lage ernst ist und man muss sich schon ganz schön blind und taub stellen, um das nicht sehen und hören zu wollen.

Im Schöpfungsbericht der Bibel bekommt der Mensch den Auftrag, sich die Erde untertan zu machen, sie zu bebauen und zu bewahren. Das erste scheint vortrefflich gelungen, das zweite deutlich weniger. Wer aber möchte angesichts steigenden Komforts dem Fortschritt im Wege stehen und sich mit Kassandrarufen unbeliebt machen?

Andererseits wissen Nachdenkliche längst: „Wer will, dass die Welt so bleibt wie sie ist, der will nicht dass sie bleibt.“ (Erich Fried)

Gottes Gebote und Aufträge sind als Hilfen für die Menschen gedacht und wurden oft als kleinliche Einschränkungen missdeutet. Das dauerhafte Ignorieren von Gottes guten Hinweisen kommt die Menschheit teuer zu stehen. Nicht nur bei den Umweltfragen, auch im Zusammenleben von Völkern und Generationen und in Partnerschaften und Familien rächt es sich, wenn vorrangig den eigenen egoistischen Wünschen gefolgt wird.
Das Jahr 2100 – bis dahin reichen düstere Prognosen - ist noch weit weg, kaum einer der jetzt Lebenden wird es erleben. Das entbindet nicht von der Verantwortung für das, was wir tun und/oder besser lassen, um die Erde für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.

Denn wirklich lustig ist es nicht, was der oben benannte Aufkleber zum Ausdruck bringt, obwohl es manchmal sinnvoll sein kann, auf Provokationen nicht zu reagieren. Das Ignorieren der Gefährdung unserer Lebensgrundlagen jedoch käme teuer zu stehen, nicht nur uns.

Ursula Meckel, Pastorin im Kirchenkreis Halberstadt