Lebensbahn

Glatt ist sie natürlich nicht, die Lebensbahn. Auch innerhalb wünschenswert unbefristeten Arbeitsverhältnissen nicht. Das wissen wir und gleichzeitig hoffen wir darauf, unser Weg möge glatt verlaufen. Als ob wir nur einmal die Segel richtig zu setzen brauchen, um weiterzukommen und anzukommen. Navigation ist aber unerlässlich. Orientierungslinien und feste Größen, nach denen wir uns richten. Das können Sachverhalte sein, die wir erreichen wollen. Das kann der Geist des Zusammenarbeitens sein, das kann das Ganze sein, in dem wir tätig sind. Oder es sind die Menschen, für die wir tätig sind.

Wonach orientieren Sie sich? Nach allem ein bisschen, antworten Sie vielleicht. Und doch ist es wichtig, sich der eigenen Orientierung selbst gewiss zu sein. Denn sonst kommt vielleicht kein Wind in die Segel. Was also ist das Größte für mich? Wofür nehme ich Reibereien in Kauf? Wofür gehe ich selbst in Vorleistung und was schiebe ich nach hinten? Da kann es sein, dass ich aus meinem eigenen Interesse nach optimaler Fachkompetenz eine Fortbildung beginne. Oder es kann sein, dass ich mich wirklich einem Konflikt im Team stelle, obwohl die Klärung Zeit bindet.

Wonach richte ich mich? Spätestens bei einem Schiffbruch frage ich mich das. Gut orientiert kann mich auf meinen neuen Weg machen, kann das Verbliebene sehr gut einsetzen. Eine Frau sagt, sie habe als Kind sehr gern von Robinson Crusoe auf der Insel gehört und gelesen. Und ich vermute, dass sie auch dadurch so kreativ und beharrlich geworden ist.

Glatt ist die Lebensbahn nicht. Und doch erwarten wir das – von uns selbst. Nehmen uns eigenes Scheitern übel. Verlangen von uns immer einen Aufwärtstrend. Fällt es uns nicht schwer, Jesus zu verstehen?  Der hat sein Leiden kommen sehen; der hat das Leiden in Kauf genommen. Der hat seine Jünger und uns darauf vorbereitet, Ärger zu bekommen. Seines Gottesworts wegen. Er fragt: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Gute Frage.

Hannah Becker