Im Geiste Jesu leben

31. Mai 2015

Martin Gentz

Manche Menschen sehen im christlichen Glauben ein Regelwerk von Verboten und Geboten. Aber eigentlich hat Jesus mit diesem Missverständnis aufgeräumt und gezeigt, dass der Glaube eher freimacht, verantwortungsvoll denkt und handelt.

Alle Ordnungen, ob sakral oder profan, sind nur dazu da, um dem Leben der Menschen zu dienen; und keine Ordnung ist so heilig, dass ein Mensch für sie geopfert werden dürfte. Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung.

In der Geschichte von einer Frau, die beim Ehebruch ertappt angeschleppt wird von den Gelehrten und Gesetzeshütern, wird das deutlich.

In dieser Geschichte spricht Jesus den berühmten Satz: "Wenn jemand von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein." Einer nach dem anderen verließ den Hinrichtungsplatz. Zum Schluss sagt Jesus zu der Frau: "Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr!" Das ist viel mehr als eine Art Bewährungsfrist, ein "Nun tu's aber bitte nicht nochmal."

Er wollte sagen - ihr damals und auch uns heute: "Ich kann dir die Verantwortung für dein Leben nicht abnehmen. Vielleicht hast du zum ersten Mal in einem Leben eine gute Erfahrung gemacht, weil dir einer etwas zutraut.

Ich lege dich nicht fest auf deine Vergangenheit! Nun tu du das auch nicht mehr. Du kannst dich annehmen, so wie du bist, mit deiner ganzen Geschichte, mögen die Leute auch über dich reden, wie sie wollen.

Du kannst dich selbst und dein Leben nur verändern, wenn du dich nicht mehr verachtest, für das, was war. Du bist noch unterwegs, noch nicht fertig, aber ich traue dir zu, dass dir das Leben gelingt."

Der Geist von Pfingsten hat die Menschen immer wieder bewegt - zu unserem Glück bis heute.

Pfarrer Martin Gentz, Quedlinburg