Gut versichert?

10. Jun 2018

Ursula Meckel

Beitrag für die MZ / Lokalausgabe Quedlinburg zum 9. Juni 2018
Gedanken zur Zeit

Gut versichert?
„Hast du schon eine Hausratsversicherung? Eine Haftpflichtversicherung? Eine Unfallversicherung?“ So oder ähnlich fragen besorgte Eltern ihre Sprösslinge, wenn die dabei sind sich auf eigene Füße zu stellen und eine Wohnung zu nehmen. Versicherungen sind wichtig – sie helfen bei allen möglichen Eventualitäten des Lebens entstandene Schäden einzugrenzen. Das ist auch wichtig, nicht nur bei Unfällen im Straßenverkehr.

Sicherheit wünschen alle Eltern für ihre Kinder und überhaupt alle Menschen für sich. Es gibt unzählige Versicherungen, darunter viele sinnvolle. Und viele andere …

Allerdings gibt es Ereignisse, gegen die es keine Sicherungen gibt. Was ist, wenn plötzlich gesundheitliche Probleme auftreten und von einem Tag auf den anderen nichts mehr ist wie es war. Wenn alle Pläne durchgestrichen werden müssen, auf den Körper kein Verlass mehr ist, alles sich um Arzttermine, Medikamente und zermürbende Wartereien dreht, kein normales Leben mehr möglich ist. Oft müssen Entscheidungen getroffen werden, deren Konsequenzen unabsehbar sind. Die Gedanken kreisen nur noch um dieses Thema und Gespräche ebenfalls. Das kann dazu führen, dass Freunde sich abwenden, weil das nervt und weil sie auch nicht helfen können.

Dagegen helfen keine Versicherungen. Was dann hilft – außer einer guten medizinischen Versorgung – sind Menschen, die sich nicht von dem Erkrankten abwenden, sondern die Situation mit aushalten, auch wenn sie diese nicht ändern können. Die keine vertröstenden Durchhalteparolen parat haben, sondern echten Trost spenden durch ihre Nähe und Geduld.

Trost lässt sich übersetzen mit „zum Aufatmen verhelfen“. Dazu kann auch der Glaube helfen, dass niemandem mehr auferlegt wird, als er tragen kann, obwohl das häufig erst viel später erkannt werden kann.
Von Gott heißt es: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Jesaja 42; 1). Wem solches Vertrauen in Gottes Menschenfreundlichkeit geschenkt ist, dem kann es helfen, mit Einschränkungen besser umgehen zu können, dafür gibt es viele Beispiele.

Der Pfarrer, Sportler und Kabarettist Rainer Schmidt wurde ohne Unterarme und mit einem verkürzten rechten Oberschenkel geboren. Das war mehr ein Problem für andere als für ihn selbst. Eines seiner Bücher heißt „Lieber Arm ab als arm dran – Grenzen haben, erfüllt leben“. Darin erzählt er fröhlich, was es bedeutet, mit einer offensichtlichen Einschränkung zu leben.

Manchmal öffnen sich Türen, die zuvor gar nicht gesehen wurden.

Ursula Meckel, Pastorin im Kirchenkreis Halberstadt