Eigentlich ganz anders

17. Feb 2018

Ursula Meckel

Am 14. Februar 2018 hat mit dem „Aschermittwoch“ die Fastenzeit begonnen. Für 40 Tage verzichten manche Menschen auf Süßigkeiten, Fleisch, Fernsehen oder das Smartphone. Hintergrund für die Fastenzeit vor Ostern ist der 40tägige Aufenthalt Jesu in der Wüste unmittelbar vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens. Brauche auch ich manchmal so eine Wüstenzeit? Eine Zeit, in der ich mich auf mich besinne, äußere Einflüsse reduziere, mein Konsumverhalten überdenke, nach innen blicke, mich neu ausrichte? Viele Menschen beantworten diese Frage für sich positiv. Sie möchten für eine gewisse Zeit anders leben als sonst. Und dadurch neu das finden, was ihnen wesentlich und wichtig ist.
„Eigentlich bin ich ganz anders, nur komm ich so selten dazu.“ Das Zitat aus dem Bühnenwerk des Schriftstellers Ödön von Horvàth (1901-1938) bringt es auf den Punkt: Es gibt so manches, mit dem ich in meinem Leben nicht ganz zufrieden bin. Dinge, die ich anders machen möchte, vielleicht schon ganz lange. Im Alltag, im Beruf, in der Familie. Möglicherweise kann die Fastenzeit dazu Raum geben, nicht nur darüber nachzudenken, sondern für 40 Tage tatsächlich ein anderer, eine andere zu sein und an bestimmten Punkten anders zu leben als sonst. Anders leben könnte z.B. heißen, konsequent pünktlich Feierabend zu machen, den Horizont in einem Sprachkurs zu erweitern, ganz bewusst Zeit für die Lektüre der Bibel einzuplanen oder sich mit anderen zu verabreden und zu treffen, statt nur Whatsapp-Nachrichten auszutauschen.
Die Kirchengemeinden in Ihrer Umgebung unterstützen mit vielfältigen Angeboten Ihre Suche nach „anderem Leben“. So bieten sie neben den normalen Gottesdiensten, Andachten und Konzerten in der Fastenzeit zum Beispiel auch Kreuzwege, Glaubenskurse oder Exerzitien im Alltag an. Jeder ist herzlich dazu eingeladen, für sich Ruhe, Sinn und Orientierung zu finden.

Pfarrerin Dr. Heide Liebold