Auf dein Wort hin will ich es tun …

25. Jun 2016

Beitrag für die MZ / Lokalausgabe Quedlinburg zum 25. Juni 2016

Der Schriftsteller Hemingway erzählt von einem Fischer, allein auf dem Meer, hinter sich ein langes Leben; immer mit der vergeblichen Hoffnung auf den großen Fang seines Lebens. Schließlich geht ihm ein Riesenfisch ins Netz. Doch dann kommen die Haie. Und die Raubfische machen den Fang des alten Mannes, seinen Erfolg, zunichte. Eine große Geschichte, die mit Hoffnung beginnt und mit Enttäuschung endet. Eine Geschichte, die mir bekannt vorkommt. Viele wollten schon vieles erreichen; mit Mut und Phantasie und Einsatz. Und am Ende blieben zerstörte Illusionen.

In der Bibel gibt es dazu eine Gegengeschichte, die morgen in unseren Kirchen vorgelesen wird und über die man sagen könnte: Das ist Anglerlatein. Viel zu schön um wahr zu sein.

Nur der Anfang klingt realistisch: Der Fischer Petrus hat zusammen mit seinen Freunden die ganze Nacht hart gearbeitet und am Ende blieb ihm nichts. Kein Fang, kein Erfolg, kein Geld, alles war vergeblich.

Und da kommt Jesus, ein ihm bis dahin unbekannter Mann. Der bittet zunächst darum, auf den See hinausgerudert zu werden und Petrus tut das.

Doch was dann kommt, geht ihm nun wirklich zu weit: Wirf deine Netze noch einmal aus, sagt Jesus – und das widerspricht allen Fischer – Erfahrungen: Nachts müssen die Netze im Wasser sein und nicht am Tage.

Und an dieser Stelle geschieht für mich das eigentliche Wunder dieser Geschichte: Petrus fasst Vertrauen, wider alle eigenen Erfahrungen sagt er: Auf dein Wort hin will ich es tun. Und dann wird es ein ganz großer Fang.

Auf dein Wort hin! Für mich ist das ein ganz starker Satz. Ich denke an Situationen, wo einer nicht mehr weiter weiß und weiter kann und dann kommt ein anderer und sagt ganz überzeugend: Versuche es doch noch einmal, es wird dir schon gelingen.

Einander Mut machen in schwierigen Situationen, das gehört zu dem, was wichtig ist für jedes Miteinander.  Von Jesus wissen wir, dass er so mit Menschen umgegangen ist, auch mit denen, die von anderen längst aufgegeben worden waren, mit den schwierigen und ungeliebten; auch mit denen, die nicht besonders klug oder tapfer oder schön und bedeutsam waren.

Es ist schwer, neue Anfänge zu wagen. Zu oft enden derartige Versuche wie der des alten Mannes auf dem Meer. Petrus hat seine Zweifel ausgesprochen - und dann hat er Vertrauen gewagt. Das brachte ihn weiter.

Ich glaube, dass auch heute Menschen wichtig sind, die sich von schlechten Erfahrungen nicht ihre Hoffnungen nehmen lassen.

Manchmal begegnen wir ihnen - und manchmal lassen wir uns von ihnen anstecken und manchmal geben wir sogar selbst Hoffnung weiter.

Ursula Meckel, Pastorin im Kirchenkreis Halberstadt