„Am Lachen erkennt man den … ?“

18. Feb 2017

Ursula Meckel

Beitrag für die MZ / Lokalausgabe Quedlinburg zum 18. Februar 2017
Gedanken zur Zeit

Jetzt sind sie wieder unterwegs die Närrinnen und Narren und Jecken – bunt verkleidet und fröhlich ziehen sie durch die Straßen und feiern in Clubhäusern und Gaststätten, erfreuen sich daran, mal jemand ganz anderes zu sein als im Alltag. Faschingszeit, Karneval bis zum Ende des Monats; eine ganz alte Tradition: Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor 5000 Jahren in Mesopotamien gefeiert.
Im mittelalterlichen Europa feierte man zwar in Kirchen, jedoch nicht offiziell kirchlich. 1609 wurden zum wiederholten Male in Köln das Karnevalsfest und die „Mummerei“ verboten, um die öffentliche Ordnung zu wahren, weil es oft neben dem üblichen Trommeln und Trompeten in Exzessen ausartete.
Als ich meiner Familie eröffnete, Pastorin werden zu wollen kam ebenso spontan wie entsetzt der Einwand: „Das kannst du doch nicht machen, du warst doch immer so ein fröhlicher Mensch!“ Das ist jetzt 50 Jahre her und ich lache immer noch gerne, aber kann die Bedenken auch verstehen. Kirche und ausgelassene Fröhlichkeit scheinen nicht zusammenzupassen.
In unseren Gesangbüchern gibt es eine Reihe textlich fröhlicher Lieder („O du fröhliche“, „Fröhlich soll mein Herze springen“ u.v.a.), doch Tempo und Tonfall überzeugen nicht wirklich. Vielleicht steckt hinter den Vorbehalten der Satz: „Am Lachen erkennt man den Narren.“ Mindestens ebenso richtig ist der andere Gedanke: „Am Lachen erkennt man den Weisen.“
Es gibt so vieles, über das sich lachen lässt, vor allem auch über sich selbst, über den oftmals unangebrachten „tierischen Ernst“. Wie das Weinen gehört das Lachen zum Menschsein dazu. Es wird viel zu wenig herzlich gelacht, obwohl bekannt ist, dass Lachen nicht nur Gemeinschaft stiftet, sondern auch gesund ist. Vielleicht gibt es deswegen so viele Bedenken, denn was gesund ist erscheint ja häufig unsympathisch.
Martin Luther soll einmal gesagt haben: „Wenn Gott keinen Spaß verstünde, möchte ich nicht im Himmel sein.“ Selbst wenn er es nicht gesagt hat, es braucht ja keine Autoritäten, um Lachen zu begründen.
In den Karnevalshochburgen zum Beispiel des Rheinlands sind Predigten in Büttenredenform selbstverständlich. Das passt nicht in unsere Landschaft, doch es gibt andere Möglichkeiten und Lachen befreit, wenn es nicht auf Kosten und zu Lasten anderer geht.
Schön, wenn auch in unseren Breitengraden nicht übereinander sondern miteinander gelacht wird.

Ursula Meckel, Pastorin im Kirchenkreis Halberstadt