Aller Anfang ist … ?

20. Jan 2018

Ursula Meckel

Beitrag für die MZ / Lokalausgabe Quedlinburg zum 20. Januar 2018
Gedanken zur Zeit


Wenn ich in einen Buchladen gehe, um ein wenig herumzustöbern und nach einem gut lesbaren Buch zu suchen, schaue ich oft auf die ersten Sätze: Verlockt mich das, weiterzulesen? Macht es mich neugierig? Gefällt mir der Stil? Die Wortwahl?

Die ersten Tage des neuen Jahres sind vergangen – und nach einer Begrüßung höre ich oft noch die Frage: „Sind Sie gut hineingekommen?“ Hinter der Frage steht das Wissen: Der Beginn ist wichtig - jeder Film, jedes Essen, jedes Gespräch sollte gut anfangen, spannend, verheißungsvoll und vielversprechend, der Auftakt prägt sich ein.

„Das fängt ja gut an“ so wird gesagt, wenn es von Beginn an Probleme gibt, die ahnen lassen, was womöglich noch alles auf uns zukommt.

Der Anfang macht entweder Lust auf mehr oder er setzt negative Vorzeichen, die so schnell nicht zu korrigieren sind, so wie der erste Eindruck, den ich von einem Menschen gewinne. Wissenschaftler haben herausgefunden: Bei einer Begegnung zweier sich bislang unbekannter Menschen entscheidet sich in den ersten sieben Sekunden, ob sie einander sympathisch finden oder nicht – da hat noch keiner auch nur ein Wort gesprochen.

Der Volksmund sagt weise: Aller Anfang ist schwer – wohl wissend, dass jeder Neubeginn unsicher macht und alles erst einmal eingeübt werden muss.

Dabei ist Silvester ja ein eher willkürlich gesetztes Datum und eigentlich geht das meiste doch weiter wie bisher, gute Vorsätze sind im Alltagstrott schnell vergessen – und vielleicht ja auch nicht nötig.

Muss ich denn bis zu einem 1. Januar warten, um Verbesserungswürdiges zu verbessern? Um gesünder zu leben, freundlicher zu handeln, aufmerksamer auf meine Umwelt zu achten, mich einzusetzen und damit auszusetzen, Verbündete zu suchen, um unsere Welt etwas besser zu machen als sie ist, mich von Enttäuschungen nicht entmutigen zu lassen?

Mir gefällt der Satz: „Die Welt ist da für dich und du bist da für die Welt.“ Ich wünsche mir, „dass ich die Welt ein wenig besser verlasse als ich sie vorgefunden habe.“ (Jim Henson) Und das hoffe ich nicht nur zu einem Jahreswechsel.

Ursula Meckel, Pastorin im Kirchenkreis Halberstadt