Alle Welt läuft ihm nach

21. Mär 2016

Hans Jäkel

MZ QLB 19. März 2016

Lokales / GEDANKEN ZUR ZEIT /

HANS JAEKEL Diakon und Vorstand Evangelische Stiftung Neinstedt


Menschen wollen Jesus zu ihrem politischen Führer machen.

Er spricht ihre Sprache, versteht ihre Ängste, ihre Sorgen.

Er redet mit ihnen und verleiht ihnen Würde.

Er legt sich mit den Mächtigen an und handelt im Interesse der kleinen Leute.

So einem kann man vertrauen. Dem wird der rote Teppich ausgelegt. Viele wollen, dass er die Macht übernimmt. Alle Welt läuft ihm nach.

Wenn Jesus als Ministerpräsident zur Wahl in Sachsen-Anhalt gestanden hätte ... wäre das gut ausgegangen?

Er stand nicht zur Wahl. Er stand auch vor 2000 Jahren nicht zur Wahl. Obwohl die Menschen ihn zum König machen wollten, ist daraus nichts geworden. Er stand nicht zur Verfügung. Er sagte Nein.

Ich bin nicht gekommen, die politische Macht zu übernehmen. Ich bin gekommen, Menschen die Freiheit zu geben, mit der eingesetzten politischen Macht zu leben.

Wer seine Würde spürt, wird das Leben entfalten können. Jesus sagt: "Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso."

Jesus beschreibt damit das jüdisch-christliche Menschenbild. Emmanuel Kant nimmt es im kategorischen Imperativ auf und wir wurden mehrheitlich in dieser Weise erzogen. Nach dem zweiten Weltkrieg und zwei Diktaturen gibt es zum Imperativ von Kant keine Alternative: Behandle deinen Gegner stets so, wie du selbst behandelt werden willst.

Die Hadith-Sammlungen aus der islamischen Welt des 13. Jahrhunderts kennen diesen Gedanken ebenso: "Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht."

Wenn wir in einer friedliebenden Welt leben wollen, dann brauchen wir eine Ethik des Aufeinander-Achtgebens.

In einer demokratischen Gesellschaft ist es unsere Aufgabe, all die zu stärken, die sich dieser Ethik verpflichtet fühlen.

Das sind Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen und kultureller Herkunft. Dieser Idee kann alle Welt nachlaufen.

Jesus wurde damals misstraut. Als er die politische Macht ablehnte, wandte sich das Volk ab. Es kam zum Mord. Zur Kreuzigung wegen des Anstiftens zur Freiheit und zum Frieden. Welch eine Fehlentscheidung!

Lassen Sie uns bitte gemeinsam weiter machen mit einer ethischen Grundhaltung des Aufeinander-Achtgebens. Ein jeder Mensch möge dem anderen gegenüber Respekt erweisen.

Auch den politisch Führenden, die wir gewählt oder nicht gewählt haben. Sie haben es verdient, mit Würde bedacht zu werden. So wird unser Umfeld lebenswert sein.